Ondine ODE 1206-5
1 CD/SACD stereo/surround • 63min • 2011
31.12.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
An Produktionen wie dieser erkennen wir die Grenzen der Aufnahmetechnik. Was immer die modernsten Mikrophone einzufangen im Stande sind, so sehr sich ein Klangkörper auch um körpervollen Klang bemüht und diesen, wie hier, zu erreichen vermag: Was Sergiu Celibidache als das „obere Drittel" bezeichnete, dieser Bereich zwischen dem physikalisch noch eben Wahrnehmbaren und der Ewigkeit, läßt sich beim besten Willen nicht äußerlich reproduzieren – selbst in einer derart authentischen Umgebung wie der orthodoxen St. Johannes-Kirche von Riga, die sich mit Sergej Rachmaninoffs großer Vespermusik so vorzüglich verträgt wie mit den Sänger(inne)n des Lettischen Rundfunkchores und seinem Leiter Sigvards Klava. Wir müßten wohl zugegen sein, die Liturgie miterleben (ob wir sie denn verstehen oder nicht), das Wechselspiel zwischen Tönen, Weihrauch und goldenem Ikonenglanz erspüren und nicht nur interessierte Zeugen einer künstlerischen Vorstellung, sondern Teilnehmer eines Geschehnisses werden, in dem schließlich auch die Zeit nicht mehr existiert.
Damit wird auch die Frage der „Interpretation" hinfällig. Nicht geht es darum, ob Rachmaninoffs Opus 37 ein genüßlich-genießerischer Anstrich verliehen, ob dem Tonsatz in allen kleinsten Nuancen Gerechtigkeit widerfahren und die Wortbedeutung so ausgeleuchtet ist, dass sogar Patriarch Oligarchos der Unerbittliche zufrieden genickt hätte. Wichtig ist nur, welch unmittelbare, subjektive, spirituelle Wirkung sich einstellt. Und die ist, immer unter den eingangs umrissenen Rahmenbedingungen einer Aufnahme, ganz beachtlich. Die kolossalen Turmbauten von den Bassi profundi bis in die leuchtenden Höhen, die ekstatischen Andeutungen in den Alleluja-Abschnitten, die spürbare Freude der Lobgesänge, dazu die verwirrend-betörenden „Frequenzen" der gesummten Orgelpunkte – auch nach mehrfachem Erleben verliert diese Veröffentlichung nichts von ihrem spezifischen Zauber. Und das ist, wenn wir mal die aus rein materiellen Erwägungen auf ein englisch-finnisches Booklet reduzierte Beigabe unkommentiert lassen und die Händler aus dem Tempel schmeißen, das Beste, was eine Tonträgerproduktion bei Werken wie dieser Vespermusik überhaupt zu leisten vermag.
Rasmus van Rijn [31.12.2012]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sergej Rachmaninow | ||
1 | All Night Vigil op. 37 for vocal soloists and Choir a cappella (Das Große Abend- und Morgenlob ) | 01:02:31 |
Interpreten der Einspielung
- Latvian Radio Choir (Chor)
- Sigvards Kļava (Dirigent)