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Besprechung CD

Schumann in Wien

hänssler CLASSIC 98.650

1 CD • 72min • 2012

29.11.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Sicher ist es eine gute Idee, Robert Schumanns Klavierwerke nicht nach Opuszahlen herunterzuspielen, sondern vielmehr, wie es Florian Uhlig tut, in thematischen Komplexen zu ordnen. Gleichermaßen ist nichts gegen Notenausgaben einzuwenden, die durch eine möglichst komplette Berücksichtigung von Skizzen, Entwürfen und Gedankenschnipseln, mithin durch äußerliche Vollständigkeit, das innerste Wesen des Künstlers zu entdecken hoffen. Wenn aber enzyklopädisches Beginnen und praktische Anwendung einander ins Gehege kommen, weil sie nicht hinreichend voneinander abgegrenzt werden, ist letztlich niemandem gedient. Dann kann es leicht geschehen, dass die Buchstaben einer auch noch so fundierten Lebens- und Werkgeschichte die musikalische Aussagefähigkeit in einer Weise beeinträchtigen, dass am Ende nichts als die „Begleitmusik zu einer Gesamtausgabe" bleibt – eine nüchterne Auflistung der Töne, Akkorde, Rhythmen und Phrasen, aus denen just dasselbe Element, dessen man sich durch eine maximale Gründlichkeit hatte versichern wollen, zwischen den Zeilen verdunstet: das Ich des Schöpfers, die Träume, Leidenschaften, Sehnsüchte und künstlerischen Verrücktheiten, die ihn zeichnen und vor andern auszeichnen und die man mit den entsprechenden Antennen erspüren kann, auch wenn scheinbar viel Zeit zwischen den Tagen seines Wirkens und unserer sogenannten Gegenwart verstrichen sind.

So betrachtet, höre ich einen Florian Uhlig, der „Schumann in Wien" mit auffallender Distanz folgt – oder besser noch: der immer dort, wo ihn der sprechende Dichter zu übermannen droht, ganz hurtig den Rückzug auf die „sichere Seite" einer beachtlichen Technik antritt, ohne sich auf das spezifische Phänomen einzulassen. Der aus den Tiefen des „immer enger" werdenden Klaviers emporsteigende Gesang, der „durch alle Töne tönet"; das seelische Vibrato, die überraschenden Momente, in denen Schumann geradezu über seine eigenen Einfälle staunen will – das sind doch ebensowenig die Einbildungen eines kritischen Schwarmgeistes wie die Menschen- und Tiergesichter auf den Bildern romantischer Landschaftsmalereien (ich verweise hier pars pro toto auf die Erläuterungen in E. T. A. Hoffmanns Brautwahl). Und Uhlig, so viel höre ich in seinen Aufnahmen, könnte das: Augenblicksweise zuckt es auf in den tanzenden Szenen des Faschingsschwanks und vor allem in der Humoreske, auch im Concert sans orchestre op. 14, mit dem er vor zwei Jahren seine Serie begann. Daneben aber stehen Linien, die bei näherem Hinhören in sich zerbröckeln wie in der fragilen Romanze des Opus 26, und mitunter scheinen gar die Klopfgeister aus dem Innern des Instruments die Oberhand zu gewinnen, die sich mit ihrem hölzernen Raunen böswillig ins Saitenspiel hineinmischen. „Wo ist Jean Paul?" entfuhr es mir zu wiederholten Malen: Ich hoffe, dass kommende Produktionen der Serie diese Frage beantworten.

Rasmus van Rijn [29.11.2012]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Faschingsschwank aus Wien op. 26 00:21:41
6Blumenstück Des-Dur op. 19 00:07:38
7Vision F-Dur op. 124 Nr. 14 00:00:47
8Klavierstück Des-Dur (1. Fssg. der ersten 22 Takte des Blumenstückes op. 19) 00:01:24
9Nicht schnell, mit Innigkeit 00:01:40
10Sehr rasch 00:00:54
11Frisch 00:00:54
Robert Schumann
12Arabeske C-Dur op. 18 00:06:33
13Humoreske B-Dur op. 20 00:30:20

Interpreten der Einspielung

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