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Besprechung CD

Ondine ODE 1203-2

1 CD • 64min • 2012

30.10.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Vor einigen Tagen hat Hannu Lintu seinen 45. Geburtstag gefeiert. In diesem Alter können sich stromlinienförmiger arbeitende Kollegen zumindest mit einem ganzen Beethoven, Mahler, Brahms oder Schostakowitsch brüsten, auf den die Welt seit Jahrzehnten gewartet hat. Demgegenüber erinnert die Diskographie des kantigen Finnen eher an einen Gemischtwarenladen, dessen Auslage sich verschiedene heimische Gegenwartswerke (von Rautavaara bis Saariaho und Pulkkis) mit zwei oder drei „Redundanzen“ sowie einigen bemerkenswerten mitteleuropäischen Raritäten teilen.

Unter diesen, nach merkwürdigen Kriterien erlesenen Dingen finden sich seit kurzem die zweite Sinfonie und die Kammersinfonie von George Enescu, die Lintu in einer Weise exekutieren ließ, dass eine dreifache Zehn ebenso unvermeidlich war ( http://www.klassik-heute.de/kh/3cds/20120806_20493.shtml ) wie sie es jetzt im Falle des Violinkonzerts von Max Reger ist, dessen Veröffentlichung in meinen Augen und Ohren insofern noch weit größere Verdienste hat, als ich mich gemeinhin in der Gesellschaft des Mannes aus der Oberpfalz ähnlich fühle wie einst Igor Strawinsky, der ihn „so unausstehlich fand wie seine Musik.“

Hannu Lintu ist nun im Verein mit dem Wiener Solisten Benjamin Schmid und dem wieder einmal erstklassigen Orchester ein Portrait des kolossalen, von Max Reger selbst bekanntlich als „Monster“ bezeichneten Violinkonzerts gelungen, das die erforderliche Spielzeit von gut fünfzig Minuten nicht bloß mit fabelhafter Musik erfüllt, sondern für mich fortan auch zu den ganz persönlichen Schlüsselerlebnissen gehört. Mindestens viermal habe ich mich – mal mit, mal ohne Partitur – in diese Produktion versenkt, die von einer unbändigen Energie vorwärtsgetrieben wird, ohne auch nur in einem einzigen Moment auf vordergründige Effekte zu setzen. Wie Lintu die Philharmoniker aus Tampere dazu bringt, das kontrapunktische Dickicht zu durchleuchten, im größten Gewühl noch geschmeidige Stimmführungen und ein stimmiges Geschmeide zu erzeugen – das allein grenzt für mich schon an eine Wundertat, die ich hiermit höflich zu wiederholen bitte: Die Sinfonietta wäre ein taugliches Objekt, der Prolog zu einer Tragödie ein Muß ...

Der dirigentisch-orchestralen ist die solistische Leistung in allen Belangen ebenbürtig. Es gibt in Schmids kolossalem Kraftakt immer wieder jene „Momente“, die einem die Sprache verschlagen. Die ppp-Ausflüge in die viergestrichene Stratosphäre, aus der heraus der filigrane Ton allmählich über ein crescendo seinen rauhen Kern entdeckt (um Takt 215 im Kopfsatz); die spektakuläre, ohne die vom Komponisten vorgeschlagene Kürzung gespielte Kadenz; die hauchzarte Gestaltung feinster Motive, die dem wuchernden Riesengebäude unversehens eine ganz unglaubliche Intimität verleihen und damit Rückschlüsse auf die eigentliche Verletzlichkeit des dicken Grobians ermöglichen: Was könnte ich hier nicht alles aufzählen, was nicht eigens loben wie endlich auch die gewaltige Solo-Chaconne aus dem Opus 117, die nach dem konzertanten Giganten zwar wie eine gerade angemessene Zugabe erscheint, dennoch aber erst nach einer gewissen Pause goutiert werden sollte, weil das „teuflische“ Finale des Opus 101 noch eine gehörige Zeit nachwirkt.

Rasmus van Rijn [30.10.2012]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Max Reger
1Violin Concerto A major op. 101 (Orchestration: Adolf Busch) 00:53:31
4Chaconne g-Moll op. 117 Nr. 4 00:10:12

Interpreten der Einspielung

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