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Besprechung CD

cpo 777642-2

2 CD • 1h 53min • 2007, 2008

15.08.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Johannes Brahms: Piano Trios 1 – 4, verkündet das Cover. Moment, es gibt doch nur drei? Ja und nein: neben den gedruckten Trios in H-Dur op.8 , C-Dur op.81 und c-Moll op.101 existiert noch ein weiteres in A-Dur, dessen Urheberschaft nie nachweisbar geklärt werden konne. Hört man dieses kammermusikalische Waisenkind, schwinden zwar alle Zweifel, denn jeder Satz verrät die Schreibweise des jungen Brahms. Dennoch wirkt das Trio als Ganzes unausgereift und wurde deshalb von seinem Schöpfer weder signiert noch veröffentlicht, wenn auch (ausnahmsweise) nicht vernichtet. 1924 entdeckt und 1938 herausgegeben, ist es seit einigen Jahren auf bestem Wege, sich quasi halboffiziell als Prequel zum gedruckten Trioschaffen zu etablieren. Allerdings erweist sich vor allem im Rahmen von Gesamteinspielungen, dass man diesem Jugendwerk durch die unmittelbare Nachbarschaft der großen Trios keinen Gefallen tut. Noch dazu muß man sich den Vorwurf gefallen lassen, gegen Brahms’ Willen zu handeln, denn der prüfte die künstlerischen Kritierien seiner Arbeit so streng wie kaum ein anderer und befand es im Fall dieses Stückes offenbar für richtig, es unter Verschluß zu halten. So haftet dem A-Dur-Trio letztlich in jeder Hinsicht ein eigenartiger Beigeschmack an.

Für die Qualitäten der vorliegenden Aufnahme spielen solche Überlegungen aber kaum eine Rolle: das Eskar-Trio erweist sich als ein fantastisches Ensemble, dem – und ich beziehe mich nun einfach auf die drei „echten“ Trios – eine rundum überzeugende, über weite Strecken sogar begeisternde Einspielung gelungen ist. Julie Eskar, Emilie Eskar und Charlotte Thaning stürzen sich voller Leidenschaft in diese fulminanten und so schwierig zu gestaltenden Werke; sie können kraftvoll und unerbittlich zupacken, wenn Brahms es verlangt und besitzen gleichzeitig einen hochempfindsamen Seismographen für die psychologischen Untiefen der Partitur. Das Miteinander des Ensembles ereignet sich in allen Belangen von Dynamik, Phrasierung und Artikulation völlig ungekünstelt, wirkt nie abgesprochen oder auf Synchronität getrimmt. Jede der drei beherrscht die Kunst, ihr Instrument zum Sprechen zu bringen und verfügt darüber hinaus über eine überdurchschnittlich breite Klangpalette, was die Farbigkeit des Gesamten enorm bereichert. Die beiden Streicherinnen glänzen durch lupenreine Intonation (immer noch keine Selbstverständlichkeit!), nur bei einigen exponierten Stellen dürfte sich die Geige für meinen Geschmack noch in kompromißlosere Bereiche des fortissimo aufschwingen. Lediglich das C-Dur-Trio vermag nicht restlos zu überzeugen, was zum Teil aber auch in der teilweise verkopften Natur dieses Werkes begründet sein mag, mit dem schon Clara Schumann ihre Schwierigkeiten hatte.

Bei aller Kunstfertigkeit hat sich das Eskar-Trio den natürlichen Zugang zu Brahms bewahrt und damit eine der schwierigsten Klippen der Kammermusik gemeistert: drei Solistinnen agieren als frei bewegliche Einheit und jede reagiert hellwach auf das Tun der beiden anderen. Spontane, lebendige Klangrede entsteht, und der Zuhörer kann gar nicht anders als sich immer tiefer hineinziehen zu lassen in die Geheimnisse der Musik. Ein Ensemble, das die enorm anspruchsvollen Brahms-Trios so spielen kann, ist ein Meister seines Faches.

Henri Ducard [15.08.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Klaviertrio Nr. 1 H-Dur op. 8 00:32:02
5Klaviertrio Nr. 3 c-Moll op. 101 00:20:21
CD/SACD 2
1Klaviertrio Nr. 2 C-Dur op. 87 00:28:35
5Trio A-Dur für Violine, Violoncello und Klavier (op. posth.) 00:31:35

Interpreten der Einspielung

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