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Besprechung CD/SACD stereo

Ars Produktion 38 085

1 CD/SACD stereo • 54min • [P] 2010

13.01.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Anders als mit seinen Sonaten für Klavier und Violine betrat Beethoven mit den Sonaten für Klavier und Cello Neuland. Hier fehlte eine Tradition, auf der man hätte aufbauen können. Und anders als bei seinen Violinsonaten gibt es unter den insgesamt fünf Werken dieser Gattung ein „Spätwerk“: die beiden Sonaten in C-Dur und D-Dur aus op. 102, die Beethoven 1815 komponierte. Deren Dimensionen sind vergleichsweise knapp, das Wesentliche des kompositorischen Anliegens bringt Beethoven komprimiert auf den Punkt. Er befreit sich von formalen Zwängen und lässt es – abweichend von der tradierten Satzfolge – auch mit nur zwei aufeinanderfolgenden Satzkomplexen bewendet sein, wenn er auch innerhalb dieser Einheiten immer noch eine tempodifferenzierte Abfolge und einen Wandel des Ausdruckscharakters nachvollzieht.

Die „Wiener Allgemeine Musikalische Zeitung“ reagierte auf die Erstaufführung dieser beiden Cellosonaten Beethovens abweisend: „Diese beyden Sonaten gehören ganz gewiss zu dem Ungewöhnlichsten und Sonderbarsten, was seit langer Zeit, nicht nur in dieser Form, sondern überhaupt (…) geschrieben worden ist. Alles ist hier anders, ganz anders, als man es sonst, auch sogar von diesem Meister selbst, empfangen hat…“ Man kann sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass der Pianist Andreas Woyke und der Cellist Friedrich Kleinhapl in ihrer Einspielung dieser Werke, mit der sie die erste Folge von Beethovens Cellosonaten nun komplettieren, das „Neuartige“ und das „„Andersartige“, kurz Beethovens stilistische Eigentümlichkeiten in diesen beiden Werken geradewegs lustvoll nach außen kehren wollten.

Schroff werden die Kontraste herausgearbeitet, mit scharfer Attacke die Akzente gesetzt, mit schneidender Prägnanz die Konturen der Stimmführung herausgemeißelt. Andreas Woyke behandelt seinen voluminösen Fazioli-Flügel kraftvoll zupackend und riskiert auch einmal eine gewisse klangliche Härte. Auf der anderen Seite schaffen er und sein „Partner am Violoncello“ – Beethoven hat sich auch in seinen späten Duos noch nicht ganz von der Führungsrolle des Klaviers lösen können – im Zurücknehmen auf die lyrischen Anteile den denkbar entferntesten Gegenpol hierzu.

Den Finalsatz der D-Dur-Sonate op. 102 Nr. 2 etwa nimmt man in dieser Darstellung wie ein engmaschig gerastertes Klangband wahr, die interpretatorische Auflösung der musikalischen Gedankenwelt Beethovens wirkt seltsam maschinell. Und im Finalsatz der C-Dur Sonate op. 102 Nr. 1 geht Friedrich Kleinhapl im einleitenden Adagioabschnitt neben seiner Anpassungsfähigkeit an die geschmeidige Formulierung der klanglichen Bögen im Klavier im folgenden Allegro vivace das Wagnis einer fast schon aufs tonlos Geräuschhafte reduzierten Abfolge der verlangten Tonrepetitionen ein. Das sind eher Klangmuster, wie sie in der Neuen Musik vorkommen.

Beethoven wird gewissermaßen mit der Brille des 20. Jahrhunderts gelesen. Das kann den Hörer fesseln, aber es verstört auch. In der Violoncello-Adaption der letzten Violinsonate Beethovens (G-Dur op. 96) schreiten die Künstler im Kopfsatz ein weites gestalterisches Feld aus und lassen sich auch hier zu manchen Übertreibungen verleiten. Das Adagio espressivo, von Andreas Woyke am Klavier weich und rund ausgesungen, hätte man sich im Violoncello noch ein wenig luftiger und ätherischer gewünscht, das bleibt aber doch recht erdverbunden. Verhältnismäßig ruppig wiederum klingt das Scherzo, sehr agil gleiten die Interpreten durch die Ausdrucksbereiche der Variationenreihe im Finalsatz.

Thomas Bopp [13.01.2011]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Sonate Nr. 4 C-Dur op. 102 Nr. 1 für Violoncello und Klavier 00:12:30
3Sonate Nr. 10 G-Dur op. 96 für Violine und Klavier 00:24:48
7Sonate Nr. 5 D-Dur op. 102 Nr. 2 für Violoncello und Klavier 00:15:43

Interpreten der Einspielung

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