cpo 777 462-2
1 CD • 68min • 2009
06.09.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bekam Händel in Italien den Beinamen Il caro sassone, so wurde Johann Adolph Hasse (1699-1783) mit Il divino sassone geehrt (wobei unter Sassone natürlich nicht „Sachse“, sondern „Deutscher“ zu verstehen ist). Der in Bergedorf bei Hamburg geborene Komponist führte die Dresdner Hofoper auf einen ersten Gipfel ihres Ruhms; selbst Herr Thomaskantor Bach aus Leipzig besuchte gern seinen ältesten Sohn Wilhelm Friedemann, als dieser in Dresden Organist der Sophienkirche war und liebte es, in die Oper zu gehen, um „Dresdner Liederchen“ zu hören. Hasse war mit der Sängerin Faustina Bordoni verheiratet, die beiden waren ein europaweit gefeiertes Künstlerehepaar. Neben seinem reichen Opernschaffen hat Hasse auch ein ansehnliches geistliches Werk hinterlassen, das viele Oratorien und etliche Motetten enthält. Mit einem Te Deum, einem Regina coeli, einer Lauretanischen Litanei, drei Tantum ergo und einer marianischen Motette bietet diese CD ein breites Spektrum der kleiner besetzten geistlichen Musik des divino Sassone.
Leider bleibt der Eindruck nicht so positiv: Wenn auch gegen die technische Ausführung der Musik durch die Vokalsolisten und die Ensembles nichts einzuwenden ist, intoniert Matthias Jung hier ein mattes Gotteslob. Sowohl das Te Deum wie auch das Regina coeli böten reichlich Gelegenheit, festliche Töne anzuschlagen; und die Innigkeit der Lauretanischen Litanei, der drei Tantum ergo und des Sub tuum praesidium kommt in dieser Interpretation über eine süßliche Atmosphäre nicht hinaus. Die Fadheit scheint auf den Tonmeister der Aufnahme abgefärbt zu haben – auch das Tonbild ist matt und wenig konturiert. Der Hasse-Freund sucht sich dann aus seiner CD-Sammlung vielleicht die 1996 entstandene Einspielung zweier Salve Regina und einer marianischen Motette nebst einigen Orchesterstücken unter der Leitung von Reinhard Goebel heraus, die wegen der oft übertrieben akzentuierten Musizierweise Goebels möglicherweise schon lange dort geruht hatte. Als Antidot gegen die Langeweile der hier zu besprechenden CD kann Goebels gelegentlich ruppiger Tonfall freilich wirken, zumal mit Barbara Bonney und Bernarda Fink erstklassige Solistinnen zu genießen sind.
Vergleichsaufnahme: Hasse: Salve Regina – Motetten und Orchestermusik • Barbara Bonney, Bernarda Fink, Musica Antiqua Köln, Reinhard Goebel • DG ARCHIV al fresco 4776730.
Detmar Huchting [06.09.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Adolf Hasse | ||
1 | Te Deum in D | 00:14:37 |
4 | Litaniae Lauretanae | 00:22:29 |
10 | Sub tuum praesidium | 00:02:35 |
11 | Tantum ergo in Es | 00:10:33 |
14 | Tantum ergo in c | 00:07:01 |
16 | Regina coeli in D | 00:10:47 |
Interpreten der Einspielung
- Barbara Christina Steude (Sopran)
- Susanne Langner (Alt)
- Georg Poplutz (Tenor)
- Matthias Lutze (Bass)
- Sächsisches Vocalensemble (Chor)
- Batzdorfer Hofkapelle (Ensemble)
- Matthias Jung (Dirigent)