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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Ludwig van Beethoven Complete Works for Solo Piano Vol. 8

BIS 1613

1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2008

08.09.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Mit Folge 8 seiner Beethoven-Erkundungen ist der niederländische Pianist Ronald Brautigam am Ende seines Sonaten-Abenteuers via Hammerflügel angekommen. Die drei letzten Sonaten, die Opera 109-111 und – gleichsam vorgeschaltet – die A-Dur-Sonate op. 101 ergeben ein Terrain höchsten technischen, ideellen, womöglich auch musikideologischen Anspruchs, wobei die Kenner, die Verehrer Ronald Brautigams und letzten und guten Endes die CD-Investoren bereits die sozusagen zwischengelagerte Hammerklaviersonate op. 106 (BIS SACD 1613) zu ihrem diskographischen Eigentum zählen dürften.

Wie in fast allen der vorhergehenden Einspielungen erweist sich Brautigam auch hier als ein eigenwillig fahndender Interpret mit unerschrockenen Maßnahmen, was die Diktion im Einzelnen und in Bezug auf das Gesamte eines Satzes anbelangt. Klar und unmissverständlich meißelt er auf seiner Conrad Graf-Kopie eines Hammerflügels von Paul McNulty den Maestoso-Beginn der c-Moll-Sonate heraus, unter Bedenken der dramatischen Wirkung des von Beethoven erbetenen Crescendos in Vorbereitung des Allegro con brio ed appassionata-Teils. Hier scheint sich Brautigam wohlzufühlen, hier lässt er die Finger wandern, hüpfen und – wichtiger noch – es gelingt ihm schier mühelos, die weiten Intervallräume mit ihren extremen Spitzenwerten zu markieren, ohne dem Verlauf der ungebärdigen Dinge ein gerüttelt Maß an Übersichtlichkeit zu verweigern.

Überraschend dann der zweite Satz (Arietta), dem Brautigam mit weniger als 15 Minuten Spieldauer(!) ein flottes Gewand verpasst. Alle rührselige Gediegenheit, ja testamentarische Heiligkeit wirkt über Bord geworfen. Im Vordergrund des klanglich-metaphysischen Programms scheint die von Beethoven in Klammern verfügte Order „molto semplice“ zu stehen. Im Allgemeinen bewegen sich die Interpreten im Umkreis dieses finalen Satzes auf einer Zeitschiene rund um 20 Minuten. Aber – wie so oft, wenn es sich um Werke von Beethoven handelt – wir dürfen feststellen: Diese Sonaten vertragen ein Höchstmaß an gestalterischer Verschiedenheit, an Provokation, an perspektivischer Unschuld und Vorwitzigkeit.

Mit den Sonaten in E-Dur und As-Dur verfährt Brautigam im Rahmen des schönen Üblichen, versucht mit den Möglichkeiten seines Instruments kantable Passagen im Sinne des Erfinders zu realisieren, was ihm im ersten Satz der Sonate op. 110 mit korrekten Akzentuierungen der gebrochenen Akkordserien auch gelingt. Etwas zögernder in der Formulierung, weniger mechanisch und selbstverständlich hingestreut erwarte ich mir stets den Beginn der E-Dur-Sonate (op. 109). Jedoch fällt es nicht schwer, Brautigam auf seiner Reise durch den Kosmos der 32 Sonaten auch hier mit großem Interesse zu folgen. Und es fällt nicht schwer, ihm zu attestieren, die wohl wichtigste Gesamtaufnahme der Beethoven-Sonaten auf Hammerflügel präsentiert zu haben.

Peter Cossé † [08.09.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Klaviersonate Nr. 28 A-Dur op. 101 00:18:37
5Klaviersonate Nr. 30 E-Dur op. 109 00:16:20
8Klaviersonate Nr. 31 As-Dur op. 110 00:18:09
11Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111 00:22:55

Interpreten der Einspielung

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