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Besprechung CD

Brahms The Complete Works for Solo Piano Vol. 3

OehmsClassics OC 586

1 CD • 75min • 2006, 2007

24.11.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Manchen Aufnahmen der Variationen und Fuge über ein Thema von Händel op. 24 und der Paganini-Variationen op. 35 hört man es an, wie unbarmherzig schwer diese Werke sind. Nicht so der Einspielung durch Andreas Boyde, der auch den immens hohen Anforderungen, die die Variationen über ein eigenes Thema op. 21/1 sowie die Variationen über ein ungarisches Lied op. 21/2 an den Interpreten stellen, mit verblüffender Lockerheit begegnet.

Die all diesen Variationswerken eigene Mischung aus Poesie, Virtuosität und dramatischer Kraft ist wohl ohnegleichen. Genauso beispiellos, mit keiner mir bekannten Einspielung vergleichbar, erscheint es mir, wie Boyde diese Elemente in einer atemberaubenden Balance hält und dabei selbst in den Paganini-Variationen auf klangliche und ausdrucksmäßige Extreme weitestgehend verzichtet; man höre nur die synkopischen Verschiebungen in Variation Nr. 10 aus dem ersten Heft der Paganini-Variationen oder die Leidenschaft der Nr. 10 aus den Variationen über ein eigenes Thema, die gespannt, aber weitaus weniger erregt wirkt, als in manch anderer Einspielung. Welch ausgeklügelte Anschlagskultur der Pianist an den Tag legt, zeigen beispielsweise die Staccato-Sechzehntel der linken Hand in Nr. 3 der metrisch so attraktiven Variationen über ein ungarisches Lied und in Nr. 4 die oktavierten Imitationen; ebenso die Leggiero-Etüde Nr. 7 und das lyrisch sanfte, in sich gekehrte Legato von Nr. 13 aus Heft 2 der Paganini-Variationen; oder die gestochen scharfen Verzierungen im Thema und die Spieluhren-„Mechanik“ in Nr. 22 der Händel-Variationen. Allein Boydes pianistische Bravour, die weder Eitelkeit noch Understatement zu kennen scheint, seine in jedem Moment glasklare Artikulation und seine mehr sachliche als emotional aufgeladene Tongebung machen schon Staunen. Diese Akkuratesse paart sich mit einem derart feinnervigen architektonischen Verständnis, das nicht nur jegliches Variationsgeschehen nachvollziehbar macht – selbst die spiegelbildliche Wiederholung der Melodie aus Nr. 5 der Variationen über ein eigenes Thema oder die Linienführung innerhalb der Schlussfuge der Händel-Variationen –, sondern zu einer atmosphärisch dichten Brahms-Lesart führt, die zu keiner Zeit dem Hörer ein Abschweifen ermöglicht. Als Beispiel seien die Händel-Variationen genannt: Wie behutsam sich Boyde zwischen dem barocken Gestus von Händels Themenstilistik und der Romantik Brahmsscher Prägung bewegt, wie facettenreich er dieses Spannungsfeld ausleuchtet, das hat höchstes Format. Spätestens in den Paganini-Variationen sollte dann jedem klar sein, dass hier nicht nur ein außergewöhnlicher Pianist, sondern ein berufener Brahms-Interpret und kompletter Künstler zugange ist: Weil er sowohl den pianistischen Herausforderungen mehr als nur gewachsen ist, als auch sämtliche Variationswerke dieser CD auf sehr natürliche Weise als ungemein anspruchsvolle kompositorische Studien zu vermitteln weiß.

Christof Jetzschke [24.11.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Variationen über ein eigenes Thema op. 21 Nr. 1 00:16:26
5Variationen über ein ungarisches Lied op. 21 Nr. 2 00:06:55
6Variationen und Fuge über ein Thema von Georg Friedrich Händel B-Dur op. 24 00:27:58
11Variationen über ein Thema von Paganini a-Moll op. 35 00:23:17

Interpreten der Einspielung

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