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Besprechung CD

Masha Dimitrieva

Werke von Nikolai Mjaskowski

Master Arts records ma-00015

1 CD • 63min • [P] 2008

17.09.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Diese Edition mit Klaviersonaten und Capricen von Nikolai Jakowlewitsch Miaskowski (1881–1950) ist willkommen, denn allzu selten haben sich Interpreten für sein Schaffen eingesetzt – und selbst sowjetische, aber auch in den letzten Jahrzehnten die russischen Pianisten scheinen eher einen Bogen um das Werk dieses politisch-ästhetisch nicht unproblematischen Komponisten gemacht zu haben. Sviatoslav Richter setzte sich für die Dritte Sonate op. 19 ein (u.a. Pyramid Records 13503); auch Igor Shukow spielte im Konzertsaal dieses aufregende, verkappt zweisätzige Stück – wohl eine der besten Arbeiten eines Autoren, der mit seinen Ideen und mit seinen musikalischen Lösungen immer wieder dem sowjetischen Zeit- und Parteigeist folgte, aber auch mit den sturen, gleichgeschalteten Kunst-Herrschenden in Konflikt geriet. Nebenbei bemerkt: Richter benötigte zur Durchquerung dieser düsteren Klavierlandschaft weniger als 14 Minuten, der Ungar Endre Hegedüs fast 19 Minuten!

Ich erwähne das nicht, um mich rein rechnerisch auf an sich ja relative Durchgangs- und Endspielzeiten einzulassen. Vielmehr fällt es auch hinsichtlich der hier zur Diskussion stehenden Aufnahmen von Masha Dimitrieva auf, wie sehr sich im Bereich der „Fünften“ (op. 64,1) die Einschätzungen von musikalisch zu erfüllender Zeit unterscheiden, sofern man nur die vier Durchgangszeiten von Dimitrieva und Hegedüs gegenüberstellt. 1. Satz: 5’28, bzw. 7’34, 2. Satz: 5’35, bzw. 5’20, 3. Satz: 2’50, bzw. 4’27 (!), 4. Satz: 3’02, bzw. 7’06 (!). Die Frage stellt sich: wurden hier verschiedene Ausgaben verwendet? Oder lässt sich hier einmal mehr (mit Freude, wie ich meine) feststellen, dass weniger gespielte, weitgehend unbekannte Werke einen viel größeren Deutungsspielraum eröffnen, denn die entsprechenden Interpreten können sich nicht auf eine Unzahl von LP- und CD-Dokumenten beziehen. Das heißt: der Sog in den Strudel des Imitierens, der leise oder auch starke Zwang sich an leitgebende Darstellungen anzupassen, fällt weg. Der Künstler liest sozusagen abgeschirmt, im autonomen Raum die Partitur und zieht seine ureigenen, (weitgehend) unbeeinflussten Schlüsse.

Masha Dimitrieva wurde in Simferopol auf der Halbinsel Krim geboren, studierte zunächst am Moskauer Konservatorium, kam zwanzigjährig nach Deutschland, wo sie sich in Hannover bei David Wilde weiterbildete – unter „wesentlichem Einfluss auf ihre künstlerische Entwicklung“ durch die Persönlichkeit des Pianisten Conrad Hansen – eines Schülers Edwin Fischers. Das gibt einen verlässlichen pädagogischen Hintergrund, eine offensichtlich ausgezeichnete Basis, selbst die Lauheiten der hier eingespielten Sonaten in helleres Licht zu rücken. Ich vermeine zu spüren, dass Dimitrieva diese Musik am Herzen liegt, so hellhörig, wie sie den Verzweigungen, den verborgenen Schönheiten, den „Farbigkeiten und den besonderen Melodie- und Themenbildungen“ (Torsten Möller) nachspürt, selbst wenn in der Sonate op. 83 die Eingebungskraft des Komponisten deutlich auf Sparflamme glimmt.

Unerwähnt soll an dieser Stelle ergänzend nicht bleiben, dass mit der französischen Pianistin Lydia Jardon in einer fesselnden Aufnahme die Sonaten Nr. 2 op. 13, Nr. 3 op. 19 und Nr. 4 op. 27 vorliegen (AR RE-SE 2009/2 /codaex). Miaskowski zweifach aus kundigen Damenhänden! Die Herren sind gefragt, das ihrige in nächster Zeit beizutragen!

Vergleichsaufnahme: Sonate Nr. 5: Hegedüs (Marco Polo 8.223156).

Peter Cossé † [17.09.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Nikolai Miaskowsky
1Sonate Nr. 6 As-Dur op. 64 Nr. 2 für Klavier 00:16:57
46 Capricen op. 25 für Klavier 00:12:17
10Sonate Nr. 5 H-Dur op. 64 Nr. 1 für Klavier 00:20:06
14Sonate Nr. 8 d-Moll op. 83 für Klavier 00:13:13

Interpreten der Einspielung

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