cpo 777 453-2
2 CD • 1h 29min • 2009
11.09.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Auch ohne den Medien-Rummel um das zweitausendjährige Jubiläum der Varus-Schlacht hat Max Bruchs Oratorium Arminius die Wiederbelebung verdient. Für die diskographische Aufarbeitung von Bruchs Œuvre, die das Label cpo seit einiger Zeit betreibt, stellt diese Veröffentlichung einen wichtigen Baustein dar. Der Komponist selbst sah in den großen orchesterbegleiteten Chorwerken den Schwerpunkt seines Schaffens, und die Erfolge, die seine geistlichen und weltlichen Oratorien, Kantaten und Hymnen im Zuge der bürgerlichen Chorgesangbewegung des 19.Jahrhunderts erzielten, gaben ihm Recht.
Sein zweites Oratorium Arminius, komponiert 1875 und nach Überarbeitung in endgültiger Gestalt 1877 uraufgeführt, thematisiert den Kampf des deutschen Volkes um Freiheit und Selbstbestimmung anhand der historischen „Herrmannschlacht“ (so auch der ursprüngliche Titel des Werkes), in der Arminius der Cherusker das Heer des römischen Statthalters Quintilius Varus besiegte. Mag man den patriotischen Text von Joseph Cüppers, dessen „dithyrambischer Schwung“ Bruch inspirierte, heute auch als dem damaligen Zeitgeist verhaftet belächeln, so beeindruckt die musikalische Seite doch durch Geschlossenheit und dramatische Kraft. Der Chorsatz ist gekonnt und wirkungsvoll, die Instrumentation weist – etwa in Teil II Im heiligen Hain – viele aparte Stellen auf. Entsprechend der Grundidee des Werkes steht nicht der Titelheld im Mittelpunkt, sondern der Chor wird zum Handlungsträger. Die meist rezitativischen Szenen des Arminius sind eng mit dem Chor verwoben. Ihm zur Seite stehen der junge Gaufürst Siegmund, dessen große Sterbeszene eine opernhafte Note ins Spiel bringt, sowie eine Priesterin, in deren Szenen Bruch die größte Stimmungsdichte erzielt. Insgesamt überzeugen die düsteren, unheilschwangeren Passagen mehr als der orgelüberhöhte finale Siegesjubel.
Der Reiz der vorliegenden Einspielung liegt im Wesentlichen darin, dass das für großen Laienchor geschriebene Opus hier von einem klein besetzten professionellen Chor dargeboten wird, was von vornherein jeden Anflug von bramarbasierender Liedertafel ausschließt. Die sämtlich leicht timbrierten Solisten, allen voran Hans Christoph Begemann als Arminius, glänzen mehr durch saubere Textdeklamtion als durch Stimmgewalt. Das Göttinger Symphonie Orchester steht unter der Leitung von Hermann Max der vorzüglichen Rheinischen Kantorei an Beweglichkeit und Kultiviertheit kaum nach.
Sixtus König † † [11.09.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Max Bruch | ||
1 | Arminius op. 43 (Oratorium) |
Interpreten der Einspielung
- Hans Christoph Begemann (Arminius - Baß)
- Michael Smallwood (Siegmund - Tenor)
- Ursula Eittinger (Priesterin - Alt)
- Rheinische Kantorei (Chor)
- Göttinger Symphonie Orchester (Orchester)
- Hermann Max (Dirigent)