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Besprechung CD

G.F. Händel

Le Cantate Italiane di Handel IV

Glossa GCD 921524

1 CD • 67min • 2007

24.11.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Dank seines wichtigsten italienischen Mäzens, Marchese Francesco Maria Ruspoli, fand sich Georg Friedrich Händel während seines vierjährigen Italienaufenthalts (1706-1710) schon bald im Mittelpunkt der Academia degli Arcadia in Rom wieder – einer 1690 ins Leben gerufenen (literarischen) Gesellschaft, in der die wichtigsten Adligen, Kardinäle, Dichter, Denker und Musiker Roms der Liebe und ihren verschiedenen Erscheinungsformen auf den Grund zu gehen suchten. Musikalisch gaben hier bis zum Eintreffen Händels die Schäferdialoge Alessandro Scarlattis den Ton an, an denen sich Händel in seinen weltlichen italienischen Kantaten orientierte. Auf Folge IV der Reihe „Le Cantate Italiane di Handel“ erweist sich die 1708 im Garten des Marchese Ruspoli aufgeführte Kantate Aminta e Fillide als ein treffendes Beispiel für den typischen italienischen Pastoralstil. Doch wie variabel, farbig und spannungsreich Händel den stereotypen Wechsel von rezitativischen und ariosen Partien gestaltet, wie sich die Musik gleichermaßen an dem Inhalt des Textes wie an dessen rhythmischen Strukturen orientiert und somit Szenen von höchster Intensität ermöglicht – das ist typisch Händel und grenzt ihn deutlich von Scarlatti ab.

Nicht nur die Musik, auch die Geschichte dieser Mini-Oper nach dem antiken Vorbild von Ovids Apollo und Daphne spiegelt den Geschmack der Arkadier wider: Die Nymphe Phyllis flieht vor dem liebeskranken Amintas, es entspinnt sich ein leidenschaftlich geführter Dialog, an dessen Ende Phyllis dann doch dem Werben Amintas' erliegt und sogar von der göttlichen Liebe berührt wird. Dazu schrieb Händel eine hinreißende, ausgesprochen bildhafte Musik zwischen erotischen und dramatischen Tönen, die von dem hervorragend disponierten und sehr eloquent agierenden Ensemble La Risonanza sowie den beiden gestaltungsfreudigen und bestens miteinander harmonierenden Sopranistinnen Maria Grazia Schiavo (Amintas) und Nuria Rial (Phyllis) unter der Leitung von Fabia Bonizzoni kaum affektgeladener und tiefenschärfer hätte ausgeleuchtet werden können (Händel selbst muss diese Kantate so gut gefallen haben, dass er sie für seine Opern Agrippina und Rinaldo fast vollständig ausschlachtete). Mit müheloser Beweglichkeit, vorzüglich gestalteten Koloraturen, ausgesuchter Textdeklamation und einem jeweils faszinierenden Timbre durchmessen Schiavo und Rial trotz enormer stimmlicher Anforderungen geradezu genießerisch die unterschiedlichen Stimmungslagen und Stimmfärbungen von Amintas und Phyllis – selbst in den Parlando-Passagen des Schlussduetts „Per abbattere il rigore“. Fast meint man, sie erlebten die Liebesqualen und -freuden am eigenen Körper; man höre nur die zentrale Arie des Amintas, das zärtliche „Se vago rio“, dessen Zauber und tänzerischem Charme nicht nur Phyllis erliegt, sondern auch der Hörer kaum widerstehen kann.

Die beeindruckende Stilsicherheit aller Beteiligten bestimmt auch die Wiedergabe der hier ebenfalls eingespielten Sopran-Kantate Clori, mia bella Clori. Fazit: Die Musik ist ein Genuss, die Besetzung dieser Aufnahme schlichtweg ideal.

Christof Jetzschke [24.11.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Friedrich Händel
1Aminta et Fillide HWV 83 (Arresta il Passo, Kantate) 00:53:57
23Clori, mia bella Clori HWV 92 (Kantate) 00:12:46

Interpreten der Einspielung

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