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Besprechung CD

San Marco in Hamburg

Motets by Hieronymus Praetorius

cpo 777 245-2

1 CD • 65min • 2007

04.08.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Die Teilnehmer von Hafenrundfahrten in Hamburg werden für gewöhnlich mit der Wahrheit konfrontiert, dass es in der Hansestadt mehr Brücken gebe als in Venedig (was angesichts der deutlich kleineren Grundfläche der Lagunenstadt kaum verwundert). In manchem Hamburg-Touristen mag die Frage aufsteigen, ob die schönste Brücke über Elbe oder Alsterfleet so schön sei wie die hässlichste, die sich über einen venezianischen Kanal schwingt. Eine ähnliche Frage käme indes, was die hamburgische Kirchenmusik betrifft, mit der seit der Reformation das Gotteslob in der reichen Hansestadt gesungen wurde, nicht auf; selbstbewusst strebten erstklassige Musiker in Hamburg danach, es dem großen venezianischen Vorbild gleichzutun. Und wie in Venedig die Gabrielis als Musikerdynastie den Ruhm der Stadt mehrten, so taten es in Hamburg mehrere Generationen mit dem Namen Praetorius, unter denen Hieronymus Praetorius (1560-1629) als erster internationale Berühmtheit erlangte. Die Hamburger Familie Praetorius ist übrigens mit dem Wolfenbütteler Kapellmeister Michael Praetorius (1571-1621), der durch sein Werk Syntagma Musicum Berühmtheit erlangte, nicht verwandt – Praetorius ist eine Latinisierung des verbreiteten deutschen Namens Schultheiß oder Schulze. Hieronymus folgte seinem Vater, dem aus Magdeburg gebürtigen Jacob Praetorius (1520-1586), nach dessen Tod im Amt des Organisten an der Hamburger Jacobi-Kirche nach. Diese Orgel genoss damals eine über die Grenzen Hamburgs hinausreichende Berühmtheit, beschreibt doch Kollege Michael Praetorius das Instrument in seinem Syntagma Musicum. In Hamburg erfreute sich Hieronymus Praetorius hohen Ansehens, da seine Kompositionen bereits zu Lebzeiten im Druck veröffentlicht und noch von den Musikern der Enkelgeneration in der Hansestadt verwendet wurden.

Der HSV verteilte kürzlich unter seine jugendlichen Fans T-Shirts mit dem Aufdruck „Lieber Gott, ich danke Dir, dass ich nicht in Bremen geboren bin“, eine kleinliche Reaktion auf die Erfolge von Werder Bremen, wie der Rezensent findet, der sich hier gern als Bremer bekennt. Angesichts der großartigen Leistung des Bremer Professors Manfred Cordes, der mit seinem Ensemble Weser Renaissance dieser Musik nach nahezu einem halben Jahrtausend zu einer bestechend lebendigen Wiedererstehung verhilft, dürfte Engel Hieronymus Praetorius im Himmel das Tragen einer solchen Bekleidung entrüstet ablehnen, wenn irgendein kleiner Teufel von der Elbe sie ihm antrüge. Bestens versteht es Cordes, die Pracht und Herrlichkeit Venedigs auf die reiche und selbstbewusste Hansestadt Hamburg zu übertragen, die mit ihrem Übergang zum lutherischen Bekenntnis keinesfalls eine Bekehrung zum Wandeln in Sack und Asche meinte, vielmehr eine Bezeugung ihrer Eigenständigkeit. Und Cordes betont auch einen neuen Aspekt der evangelischen Kirchenmusik: In einer Deutung, die nicht nur auf äußerliche Pracht, sondern auch auf den Ernst der Aussage der vertonten Texte abzielt, macht er deutlich, dass für die neue Konfession nicht allein der aus Venedig geborgte Glanz der Musik zum Lobe Gottes, sondern auch das Wort, mit dem man das Lob des Höchsten sang, von existenzieller Bedeutung war.

Detmar Huchting [04.08.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Hieronymus Praetorius
1Jubilate Deo omnis terra 00:04:02
2Ecce Dominus veniet 00:05:36
3Hodie Christus natus est 00:03:01
4Ab oriente venerunt Magi 00:06:03
5Nunc dimittis servum tuum 00:04:42
6O bone Jesu 00:06:50
7Magnificat quarti toni (aus Canticum Beatae Mariae Virginis seu Magnificat, Hamburg 1622) 00:11:15
8Wie lang, o Gott 00:03:24
9Surrexit pastor bonus 00:03:02
10Ascendo ad patrem meum 00:02:33
11Hodie completi sunt 00:06:14
12Adesto unus Deus 00:03:45
13Cantate Domino canticum novum 00:04:37

Interpreten der Einspielung

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