Hungaroton HCD 11650-51
2 CD • 2h 18min • 1973
03.04.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vor der näheren musikalischen Inspektion dieser Wiederveröffentlichung sollten wir bedenken, daß die Originalbänder bereits 35 Jahre alt sind und demnach aus einer Zeit stammen, als das technische Ost-West-Gefälle oft noch sehr auffallend war. Dafür ist das Klangbild dieser geradezu historischen Produktion – auch der Dirigent János Ferencsik weilt seit bald einem Vierteljahrhundert nicht mehr unter uns – erstaunlich rund und tief: Vieles von dem, was uns die alten Hungaroton-Scheiben verleiden konnten, hatte wohl doch mehr mit dem Teer zu tun, aus dem die Langspielplatten gestanzt wurden ...
Fernerhin kann man dieser Einspielung des gut zweistündigen Oratoriums attestieren, daß alle Beteiligten mit Engagement bei der Sache gewesen sein müssen. Besonders gilt das für die Sänger, die sich redlich (und meist überzeugend) um eine gute deutsche Aussprache bemühen, auch wenn die Stolperfallen für den echten Ungarn – das leicht zum O abrutschende A und das berüchtigte Ä wie in „Da-män-ühr-chän” – nicht von allen Mitwirkenden gleichermaßen gekonnt umgangen wurden.
Nicht ganz so beglückt hat mich die Leistung des Orchesters, das trotz des ausgewiesenen Experten Ferencsik eine gewisse Starre nicht zu überwinden vermochte. Höre ich daneben die innere Wärme und wohlige Liebenswürdigkeit der Staatskapelle Weimar, die vor einigen Monaten mit Carl St. Clair bei cpo einen Live-Mitschnitt herausgebracht hat, dann weiß ich, warum mir bei der Budapester Version immer wieder die leicht anämischen Gemälde der Präraffaeliten in den Sinn kamen: Obwohl sich die Interpretationen ihren zeitlichen Abmessungen nach kaum unterscheiden, führt der Weimarer Liszt ein intensiveres und organischeres, wenn nicht gar ein „gläubigeres” Leben – was wiederum auf einen Fehler im überkommenen System hindeuten könnte, der nichts mit aufnahmetechnischen Mitteln und Möglichkeiten zu tun hat.
Rasmus van Rijn [03.04.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Die Legende von der heiligen Elisabeth (Oratorium) |
Interpreten der Einspielung
- Kolos Kováts (Hermann, der Landgraf von Thüringen - Baß)
- Erzsébet Komlóssy (Sophie, Landgräfin - Mezzosopran)
- Eva Andor (Elisabeth, Ludwigs Verlobte und spätere Gattin - Sopran)
- Sándor Sólyom-Nagy (Landgraf Ludwig - Bariton)
- József Gregor (Friedrich II. von Hohenstaufen - Baß)
- Lajos Miller (Ungarischer Magnat - Bariton)
- György Bordás (Der Seneschall - Bariton)
- Dusan Turinic (Ludwig als Knabe - Alt)
- Slowakischer Philharmonischer Chor (Chor)
- Eugenia Kraicirová (Elisabeth als Mädchen - Sopran)
- Slowakisches Philharmonisches Orchester (Orchester)
- János Ferencsik (Dirigent)