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Besprechung CD

Historische Orgel der Schweiz Vol. 10 Zentralschweiz

Sinus Sin 6010

1 CD • 67min • [P] 2007

23.01.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Wer auch nur einen Teil von Albert Bolligers diskographischem Werk mit Orgeleinspielungen zur Kenntnis genommen hat, muß eigentlich unweigerlich irgendwann einmal zu folgendem, wohlgemerkt nur vorgestelltem Bild gelangen: Da reist ein Herr in den besten Jahren fast durch die ganze Welt, unermüdlich, eine Mission verfolgend, nämlich zu einem wahrscheinlich utopischen, aber dennoch mit rastloser Energie angestrebten Zeitpunkt sämtliche existierenden historischen Orgeln erforscht, gespielt und mit zumindest einigen wenigen Klangbeispielen dokumentiert zu haben. Die vorliegende zehnte Folge der Unterabteilung mit historischen Orgeln der Schweiz bringt exemplarische Demonstrationen von nicht weniger als acht historischen Instrumenten, darunter einiger kleinerer Tischorgeln und Chororgeln, welche in Pfarrkirchen, Klöstern sowie Museen in Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern beheimatet sind.

Im Vergleich zu manchen vorhergehenden Folgen, die eine gewisse einheitliche thematische Ausrichtung aufwiesen – etwa der wundervoll gelungenen dänischen Folge mit Musik des deutschen Frühbarock (Sinus 4006) –, präsentiert diese wieder ungemein sorgfältig gestaltete Produktion sehr heterogenes Material: Von dem Spätromantiker Max Reger wird übergangslos zu früher Orgelmusik des 16. Jahrhundert gewechselt, dann aber für die erneute Porträtierung der Goll-Chororgel der Klosterkirche zu Engelsberg wieder zurück ins 19. Jahrhundert geschwenkt. Das Repertoire dazwischen wird mit einfachsten, ja heutzutage sogar eher primitiv wirkenden Stücken des 16. und frühen 17. Jahrhundert bestritten, die teilweise nur in Tabulatur vorliegen. Die meisten der Stücke dieses längeren Teils mit früher Orgelmusik wirken, mit Ausnahme weniger Werke Frobergers, mitunter so unbedeutend, daß sie einzig und allein den Zweck zu erfüllen scheinen, die betreffenden Orgeln darzustellen. Bolliger spielt all diese Stücke mit der ihm eigenen Gediegenheit und Nüchternheit, aber über manche Unbeholfenheit kann auch er nicht hinwegtäuschen; da wäre vielleicht ein Quentchen mehr Improvisationsbereitschaft nötig gewesen.

So hat Albert Bolliger in dieser Folge nicht unbedingt erreicht, was ihm in den geglücktesten Ausgaben vorher gelungen war: eine Balance zwischen der über jeden Zweifel erhabenen Relevanz der porträtierten Orgeln und dem meist auch für sich genommen wertvollen, raren Repertoire herzustellen. Wie auch immer aber die Würdigung der neuesten Folge von Bolligers Mammut-Projekt im Einzelnen ausfallen mag, es zeichnet sich doch als ein Unternehmen ab, das man erst ganz zu schätzen wissen wird, wenn es dereinst einmal in wenigstens fiktiver Vollständigkeit vorliegt.

Prof. Michael B. Weiß [23.01.2008]

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