Camille Saint-Saëns
Complete Works for Cello and Orchestra
SWRmusic 93.222
1 CD • 69min • 2007
27.10.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der französische Komponist Camille Saint-Saëns hat in seinem umfangreichen, ausgesprochen vielseitigen Oeuvre die Cellisten reich bedacht: Nicht nur, dass er ihnen mit dem Schwan aus dem Karneval der Tiere die wohl berühmteste Cello-Melodie überhaupt bescherte, mit seinem a-Moll-Cellokonzert von 1872 schuf er auch eines der herausragenden Werke dieser Gattung. Weniger populär, aber nicht minder lohnend sind das zwanzig Jahre später geschriebene zweite Cellokonzert und die frühe Suite op. 16 (ursprünglich mit Klavierbegleitung, später von Saint-Saëns orchestriert) – beide seltener eingespielt und hierzulande fast nie im Konzert zu hören.
Saint-Saens verband auf sehr französische Weise romantischen Gefühlsausdruck mit intellektueller Klarheit, spontane Emotion mit präzise ausbalancierter Form. Weit davon entfernt ein Umstürzler zu sein, ging er von klassischen Vorbildern aus, die er phantasievoll und unkonventionell weiterentwickelte. Zwar übernahm er die hergebrachte Form der Suite, doch schon die Satzüberschriften wie „Sérénade“ und „Romance“ deuten an, dass er sie mit anderen, romantischen Inhalten füllte. Die traditionelle dreisätzige Konzertform erscheint im erste Cellokonzert zu einem einzigen Satz kondensiert, im zweiten, erweitert um eine opernhafte Kadenz, in zwei große Abschnitte gegliedert.
Der Cellist Johannes Moser bringt alles mit, was für diese Musik erforderlich ist: eine perfekte Griff- und Bogentechnik, eine klaren, reich modulierten Ton, ein großes Herz und einen kühl disponierenden Verstand. Seine Wiedergaben sind trotz der Neigung zu etwas forcierten Tempi (schließlich schreibt Saint-Saëns ausdrücklich „Allegro non troppo“) fesselnd von der ersten bis zur letzten Note – und das ist zu einem guten Teil auch der Partnerschaft mit dem famosen Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zu danken, das unter der Leitung von Fabrice Bollon äußerst differenziert und lebendig spielt und hellwach auf alle Freiheiten reagiert, die sich der Solist in reichem Maße gestattet.
Zur Komplettierung gibt es das Allegro appassionato von 1875 und die ursprünglich für Horn-Solo komponierte Romance op. 36, beide in der vom Komponisten orchestrierten Fassung, und natürlich gleitet zu guter Letzt der Schwan betörend schön über die zuckersüße Begleitung von Streichern und Harfe...
Die Aufnahme des SWR ist klanglich tadellos, das Booklet wartet mit einem lesenswerten Interview auf, das Kerstin Gebel mit dem Solisten Johannes Moser geführt hat.
Sixtus König † † [27.10.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Camille Saint-Saëns | ||
1 | Konzert Nr. 1 a-Moll op. 33 für Violoncello und Orchester | 00:19:29 |
2 | Konzert Nr. 2 d-Moll op. 119 für Violoncello und Orchester | 00:19:33 |
4 | Suite d minor op. 16 for Violoncello and Piano (1862) | 00:19:34 |
9 | Romance F-Dur op. 36 für Violoncello und Orchester | 00:03:09 |
10 | Allegro appassionato h-Moll op. 43 für Violoncello und Orchester | 00:03:49 |
11 | Le Cygne (Der Schwan - aus: Der Karneval der Tiere) | 00:03:42 |
Interpreten der Einspielung
- Johannes Moser (Violoncello)
- Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Orchester)
- Fabrice Bollon (Dirigent)