Anzeige

Teilen auf Facebook RSS-Feed Klassik Heute
Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

CD • SACD • DVD-Audio • DVD Video

Besprechung CD/SACD

RCA 88697129332

1 CD/SACD • 69min • 2004-2006

20.09.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Offensichtlich will Paavo Järvi bei seinem Beethoven-Projekt nichts überstürzen. Obwohl er die Totale der neun Sinfonien mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen öffentlich bereits mehrere Male gespielt hat, lässt er sich mit der CD-Aufzeichnung Zeit; die komplette Reihe soll erst 2009 abgeschlossen werden. Wahrscheinlich ist Järvi ein Perfektionist, denn auch die vorliegende Einspielung der 7. Sinfonie geschah in zwei recht weit auseinanderliegenden Blöcken (Juni 2004, September 2006) mit teils sogar wechselnden Mitwirkenden. Instrumentale Differenzen sind jedoch kaum auszumachen.

Paavo Järvi nutzt den Bonus eines erweiterten Kammerorchesters (zum Beispiel acht erste Geigen und fünf Celli), indem er Beethovens Sinfonien in etwa mit jener Besetzungsstärke aufführt, wie sie in Wien um 1800 üblich war – damals natürlich in bedeutend kleineren Sälen als heute. Zugleich machen der Dirigent und sein Ensemble, die sich selbstverständlich an die neue Urtext-Edition von Bärenreiter halten, aus der Not eine Tugend: sie lassen gerade auch die Sinfonien aus einem kammermusikalischen Grundgestus herauswachsen. Zum Beispiel in der Adagio-Einleitung der vierten Sinfonie, bei der dann der Allegro vivace-Aufbruch wie ein Pfeil von der Sehne abschnellt. Oder, noch frappanter, das trauermarschgeprägte Allegretto der siebten Sinfonie – mit einer Verhaltenheit, die kaum pathetische Akzente zulässt.

Dieses quasi Kammermusikalische prägt kaum minder die andere Seite der dynamischen Skala. Etwa im Finale der Siebten, jener frei nach Wagner vielzitierten „Apotheose des Tanzes“. Kein dionysischer Exzess, keine entfesselte Klangorgie, sondern ein vifes, vitales und immer schlankes Musizieren ist zu hören. Es tönt federnd und locker, dabei sogar mit einer Spur Aggressivität, die sich indessen nie als tönende Show manifestiert. Insofern bleibt die Kontrolle immer zu spüren – sie rückt Transparenz entschieden über den entfesselten Taumel. Ob das nun gleich „der beste Beethoven der Welt“ ist, wie eine japanische Zeitung nach dem Bremer Gastspiel orakelte, sei offen gelassen; auf jeden Fall ein pointierter Beitrag zur Frage, wie Beethovens Musik denn heute zu verstehen sei.

Mario Gerteis † [20.09.2007]

Anzeige

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ludwig van Beethoven
1Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 00:31:01
5Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 00:38:14

Interpreten der Einspielung

Das könnte Sie auch interessieren

16.03.2022
»zur Besprechung«

Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1
Nicolaus Bruhns, Cantatas and Organ Works Vol. 1

12.08.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1
Johann Sebastian Bach, Concertos for Harpsichord and Strings Vol. 1

10.04.2020
»zur Besprechung«

Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244
Johann Sebastian Bach, St Matthew Passion BWV 244

18.02.2020
»zur Besprechung«

Ludwig van Beethoven, Symphony No. 9 in D major / BIS
Ludwig van Beethoven, Symphony No. 9 in D major / BIS

Anzeige

Klassik Heute - Ihr Klassik-Portal im Internet

Anzeige