cpo 777 049-2
1 CD • 77min • 2005
25.07.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Felix Weingartner (1863–1942), als Kapellmeister heute hochgeschätzt als Begründer eines auf Klarheit und Werktreue zielenden modernen Dirigententums, wird als Komponist noch immer in sträflicher Weise ignoriert – wäre da nicht das unermüdliche Label cpo, das sich ergänzend zu der überaus lohnenden Wiederentdeckung des sinfonischen Werks nun daran macht, auch das kammermusikalische Schaffen des „Edlen von Münzberg“ (so Weingartners vollständiger Name) zu erkunden. Und gleich die erste Veröffentlichung ist ein absoluter Volltreffer: Das e-Moll-Sextett (für Klavier, Streichquartett und Kontrabass) aus dem Jahre 1906 und das knapp zwanzig Jahre später entstandene Oktett G-Dur für Klarinette, Horn, Fagott, Streichquartett und Klavier sind kapitale, äußerst wirkungsvolle Werke, die das Herz jedes Kammermusik-Freundes höher schlagen und ihre bisherige Vernachlässigung völlig unbegreiflich erscheinen lassen.
Das über vierzigminütige Sextett steckt voller Wunder – vom düster-leidenschaftlichen Kopfsatz über das gespenstische Scherzo und das sich grandios „im Charakter einer Improvisation“ entfaltende Adagio bis zur finalen „Danza funebre“. Hier drückt sich eine große, eigenständige Persönlichkeit aus, der alle handwerklichen Mittel zur Verfügung stehen. Der Klavierpart (bei der Uraufführung von Weingartner selbst gespielt) erhält breiten Raum, die wirkungsvolle Einbeziehung des Kontrabasses schafft einen ganz eigenen klanglichen Rahmen. Nicht minder faszinierend zeigt sich das Oktett, souverän im Aufbau, in der Textur und in der Behandlung der beteiligten Instrumente. Der emotionale Reichtum fesselt beim ersten Kennenlernen, den kunstvollen motivischen Querverbindungen und Verklammerungen nachzuspüren, wird der Hörer so schnell nicht müde werden, und es kristallisiert sich als wesentlicher Eindruck heraus: ein Komponist, der wirklich etwas zu sagen hat.
Nicht verschwiegen sei, dass die fantastische Wiedergabe durch das seit sechzehn Jahren bestehende, in Hamburg beheimatete Ensemble Acht und den Pianisten Oliver Triendl wesentlich zum nachhaltigen Eindruck beiträgt, den diese Produktion hinterlässt. Triendl verfügt über einen außerordentlichen Sinn für die heikle Beziehung zwischen Klavier und Blas- oder Streichinstrumenten, ohne zu dominieren ist sein Spiel immer von äußerster Präsenz – eine Meisterleistung. Wer sich durch den weitschweifigen, mitunter verschrobenen Beiheft-Text hindurch beisst, trägt als Lohn doch eine Fülle von Informationen über den bis dato kaum bekannten Komponisten davon.
Sixtus König † † [25.07.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Felix Weingartner | ||
1 | Sextett e-Moll op. 33 | 00:41:04 |
5 | Oktett G-Dur op. 73 | 00:35:35 |
Interpreten der Einspielung
- Oliver Triendl (Klavier)
- Ensemble Acht (Ensemble)