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Besprechung CD

Naxos 8.570033

1 CD • 61min • 2006

04.05.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 5
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Der Anfang läßt zumindest aufhorchen: Endlich einmal wird die Deklamation des Textes so unerbittlich durchexerziert, wie es sein Sinngehalt fordert, mit Konsonanten-Absprachen auf den Punkt. Man glaubt fast, Chormeister Greg Beardsell hätte die legendäre alte Aufnahme unter Eugen Jochum von 1968 im Ohr (DGG CD 427 878-2). Doch dann gibt es wieder Effekthaschereien, wie sie für Marin Alsop typisch sind: Plötzliche Temporückungen und -straffungen, die weder in der Partitur stehen noch dem Geist der Musik entsprechen, übertriebene Ritardandi und Accelerandi, andererseits wieder manchmal erschreckend steril heruntergehauene Leerläufe neben verbissener Detailarbeit. Die großflächige Dramaturgie des Werkes bleibt auf der Strecke. Das auch hier gutwillige wirkende, vorzügliche Bournemouth Symphony Orchestra verdiente Besseres. Ausgesprochen befremdlich, doch zur Interpretation Alsops passend, sind die eklatanten Brüche in der Klangatmosphäre von Satz zu Satz: Prolog und Epilog (Tr. 1 und 25) klingen ausgesprochen stumpf, topfig und schlagzeuglastig, doch schon in Tr. 2 hat man beim Einsatz des viel direkter abgenommenen Männerchors den Eindruck, eine ganz andere Aufnahme zu hören. Und so weiter. Dahinter scheint ein Konzept zu stecken: Die Idee einer für das gesamte Werk einheitlichen Stimmung wird aufgegeben; stattdessen haben die Tontechniker offenkundig versucht, für jeden Abschnitt eine eigenständige Klangabbildung zu finden – manchmal sogar mit überzeugenden Einzellösungen (z. B. Tr. 3). Doch die Balance zwischen Chor und Orchester scheint sich immer wieder zu ändern. Ich finde ein derartiges Wechselbad eher abschreckend und schade, zumal das „musikalische Personal“ ungeachtet der Manierismen der Dirigentin mit großer Begeisterung bei der Sache ist, was meine künstlerische Wertung entscheidend nach oben trieb (mein insgesamt positiver Gesamteindruck entstand dank des Baritons, der Chöre und des Orchesters, also nicht wegen, sondern trotz der Interpretation durch Marin Alsop). Die anrührendsten Tutti-Stellen sind die, an denen die von Mary Denniss und Andrew Knights vorzüglich einstudierten Kinderchöre mitwirken. Nur an den unüberhörbaren Akzent der Männerchorstimmen (Latein mit britischem R) wird man sich wohl nicht gewöhnen. Eine wahre Glanzleistung bietet der junge Markus Eiche – auch wenn seine Verehrung für den legendären Bariton Dietrich Fischer-Dieskau (dem Solisten der erwähnten Jochum-Aufnahme) so unüberhörbar ist, das man fast an irgendeine Form übersinnlicher Übertragung glauben möchte. Aber auf diese Art muß man dann das Stück auch erstmal singen können...! Markus Eiche hat eine der faszinierendsten Stimmen, die ich in den letzten Jahren gehört habe. Leider wird er manchmal vom Orchesterklang überdeckt.. Nicht ganz so überzeugend ist der Tenor Tom Randle, der gelegentlich Probleme mit seinem Stimmsitz hat, die er versucht mit viel Vibrato zu überdecken. Auch ist sein Falsett für die Paraderolle des gebratenen Schwans in der Pfanne (Tr. 12) leider zu dünn. Die bekannte Sopranistin Claire Rutter beginnt ihr Solo in trutina opernhaft und mit ebenfalls sehr starkem Vibrato, wodurch die Stelle den Ausdruck einer „gewollt verinnerlichten“, gleichwohl verkitschten Schmonzette bekommt – auch wenn ihr dulcissima souverän und tadellos geführt herüberkommt. Doch ist dies trotzdem kein Vergleich mit der beinahe knabenhaft schlichten, ungeachtet ihres hörbaren Respektes vor dem gefürchteten Spitzenton so ungemein zu Herzen gehenden Gundula Janowitz in der alten Jochum-Einspielung, die auch in aufnahmetechnischer Hinsicht für mich unübertroffen bleibt.

Dr. Benjamin G. Cohrs [04.05.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Carl Orff
1Carmina Burana (Lieder aus Benediktbeuren. Weltliche Gesänge für Soli, Chor und Orchester) 01:00:49

Interpreten der Einspielung

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