OehmsClassics OC 575
1 CD • 70min • 2005
15.01.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die bei Oehms Classics erscheinende Debüt-Reihe erinnert an frühere Aktivitäten der Deutschen Grammophon (6-DM-LPs u.a. mit Roberto Szidon, Hansjörg Schellenberger), bei EMI (etwa mit Gerhard Oppitz, mit Schubert-Tänzen aus italienischen Händen von Bordoni). Solche Hilfestellung am Beginn einer medialen Karriere, als Aufmerksamkeitsspritze sind zu begrüßen. Die Frage bleibt offen, wie es dann weitergeht. Und dies gilt nicht nur für solche ersten Tonträger-Auftritte im Rahmen eines kleineren Labels, die Schwierigkeiten werden auch nicht geringer, wenn sich ein potenter, namhafter Produzent um einen jungen Interpreten kümmert – und dann, wenn es an Interesse und Umsatz mangelt, allzu schnell das merkantile Handtuch wirft.
Der jungen (wann geboren? – im Begleittext wird geschwiegen!) –georgischen Pianistin Dudana Mazmanishwili wünsche ich seitens des Produzenten Durchhaltevermögen. Die Schülerin von Elisso Virsaladze an der Münchner Hochschule beherrscht ihr Instrument, spielt mit Beredsamkeit, freilich ohne großen aufführungspraktisch-stilistischen Ehrgeiz die sechste „Englische Suite“. Sie beweist Organisation, Steigerungsvermögen, aber auch Geduld in den zögernden „Variationen“ der Bach/Busoni-Chaconne. In den werbenden, melodisch freizügigen Passagen der Ungarischen Rhapsodie Nr. 12 von Liszt scheut sie sich nicht, Gefühl und – gleichwohl nobles – Rubato einzufädeln. Die Terzen-Serien kommen elegant und zuverlässig, die komplizierte, anstrengende Schlusspassage hat Schwung und dennoch bleibt der überraschend spanisch anmutende Klaviersatz durchsichtig. Dies alles gilt auch für die kraftvoll gemeisterte, gut strukturierte Darbietung der Rachmaninoff-Sonate, deren Finalsatz ich allerdings von Kraft- und Willenspianisten wie Ponti (im Konzertsaal), Horowitz (RCA) oder Zoltán Kocsis (Philips) noch verwegener im stampfenden Beginn, noch flirrender und atemberaubender im Finale in Erinnerung habe.
Oehms Classics wirbt für diese Musikerin auf etwas plumpe Weise. Die mehr als ansehnliche junge Dame wird auf dem Cover nicht mehr und nicht weniger als „Dudana“ angekündigt. Die womöglich provozierte Assoziation: ein Markenname, ein längst eingeführtes künstlerisches Produkt. Kapazitäten wie Cziffra oder Gulda haben Ähnliches unter Auslassung ihrer Vornamen praktiziert (oder praktizieren lassen). Und ich werde nie vergessen, wie beleidigt Guldas Sohn Paul war angesichts solcher Auslassung, denn immerhin hat es nicht nur einen konzertierenden Gulda gegeben. Ein Argument für die Hervorhebung des Vornamens: die georgischen Nachnamen sind nicht die Einfachsten für unsere Zunge!
Peter Cossé † [15.01.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Englische Suite Nr. 6 d-Moll BWV 811 | |
2 | Chaconne (aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004) | |
Franz Liszt | ||
3 | Ungarische Rhapsodie Nr. 12 cis-Moll | |
Sergej Rachmaninow | ||
4 | Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 36 |
Interpreten der Einspielung
- Dudana Mazmanishvili (Klavier)