cpo 777 064-2
1 CD • 53min • 2004
29.06.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zwei der hier eingespielten Kantaten stammen aus Händels Todesjahr 1759, eine ist drei Jahre jünger. Auch nach heutigen Maßstäben wären diese drei „Kirchenstücke“ dem Alterswerk ihres Komponisten zuzuordnen, war doch Telemann zur Zeit ihrer Abfassung 78 bzw. 81 Jahre alt! Doch, o Wunder, nichts ist ihnen anzumerken von einem Altersstil! Im Gegenteil, wenn Telemann in seiner Musiksprache sich auch durchaus treu bleibt, weiß er sich doch den veränderten Erwartungen der mehr und mehr in den Bann moderner aufgeklärter Religiosität geratenden Hamburger Gemeinde auch musikalisch durchaus anzupassen. Man fühlt bereits, dass der Wechsel zu seinem Patenkind Philipp Emmanuel Bach 1767 kein grundlegender Paradigmenwechsel sein wird, selbst wenn dieser Bach als Exponent des neuen expressiven „empfindsamen“ Stils zu den revolutionären Erneuerern des deutschen Musiklebens gehört. Angesichts dieser Werke kann man gut nachvollziehen, warum Philipp Emmanuel sich 1750 nicht um die Nachfolge seines Vaters in Leipzig beworben hat. Telemanns Musik stand seinen künstlerischen Intentionen sehr viel näher als die gelehrten letzten Schöpfungen J. S. Bachs, selbst wenn der Tod des Vaters ihm dennoch einen so schlimmen Seelenschmerz zufügte, dass in diesem Zusammenhang von einem der wenigen heftigen Gefühlsausbrüche des sonst als überaus liebenswürdig beschriebenen Philipp Emmanuel Bach berichtet wird.
Wer also wissen will, wie die große deutsche Tradition der Kirchenmusik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts kommenden Zeiten die Hand reicht, greife zu dieser CD: Ludger Rémy und seine Mitstreiter sorgen mit einer lebendigen Interpretation dafür, dass diese CD nicht zu einem voraus eilenden Grabgesang auf einen Deutschen Altmeister wird, der alles andere als tot war, als er diese Werke schrieb!
Detmar Huchting [29.06.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Komm, Geist des Herrn TWV 1:999 (1759) | |
2 | Kaum wag ich es TWV 1:992 (1762) | |
3 | Er kam, lobsingt ihm TWV 1:462 (Kirchenmusik auf Himmelfahrt) |
Interpreten der Einspielung
- Dorothee Mields (Sopran)
- Elisabeth Graf (Alt)
- Knut Schoch (Tenor)
- Ekkehard Abele (Bass)
- Kammerchor Michaelstein (Chor)
- Telemannisches Collegium Michaelstein (Ensemble)
- Ludger Rémy (Leitung)