Günter Wand Edition Vol. 1
Profil PH04053
1 CD • 66min • 1982
30.05.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dieser Konzertmitschnitt des Bayerischen Rundfunks von 1982 bildet den Auftakt einer Günter-Wand-Edition mit dem traditionsreichen Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die auch deshalb Interesse weckt, weil sie ein weniger typisches Repertoire des 2002 gestorbenen großen Dirigenten betrifft. Und die Aufnahme der Haffner-Serenade ist nicht nur im Mozart-Jahr 2006 willkommen.
Mozart, so bekannte Wand einmal, sei immer sein musikalischer Leitstern gewesen. Faszinierend sei vor allem, dass die angewandten Mittel in einer Komposition immer sehr genau der Aussage entsprächen: „Bei Mozart stimmen alle Proportionen und Parameter: das Verhältnis von Form und Inhalt, die Relationen zwischen Dauer des Werkes und der einzelnen Sätze, von Tempo und Dynamik, Struktur im Kleinen wie im Großen.“
Das was Wand an Mozart fasziniert, trifft auch auf seine Interpretation der großen Haffner-Serenade zu. Sie wird hier so, wie Mozart sie konzipierte, in Szene gesetzt: nicht nur als festliche und prunkvolle Unterhaltungsmusik im besten Sinne, sondern als großes Orchesterwerk mit sinfonischen Dimensionen. Deutlich werden die Wunder dieser Komposition, die ja viel mehr als eine Serenade ist; die Sätze 1 (Allegro maestoso – Allegro molto), 6 (Andante) 8 (Adagio – Allegro assai) bilden eine dreisätzige Sinfonie, die Sätze 2 (Andante), 3 (Menuetto), 4 (Rondeau. Allegro) ein veritables Violinkonzert.
Wand schlägt durchweg fließende Tempi an, er nimmt die Allegro-Ecksätze drängend, die beiden Andantes (Sätze 2 und 6) ohne Behäbigkeit und Schwere und führt fast beiläufig die Individualität und die unterschiedlichen Stimmungsgehalte der drei Menuette vor. Es gibt die extrovertierten Passagen und die zurückgenommenen, intimen Momente. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks folgt Wand präzise, spielt virtuos, animiert und flexibel. Ernö Sebestyen brilliert als Violinsolist.
Musikdramaturgisch ungeschickt ist die „Zugabe“. Wozu überhaupt noch ein zusätzliches Stück nach fast 60 Minuten? Bella mia fiamma, addio – Resta o cara, eine dramatische Szene für Singstimme und Orchester, die im Umfeld des Don Giovanni entstand, paßt in Stil und Ton kaum zur Haffner-Serenade. Edith Wiens neigt zudem zu forciertem Singen. Günter Wands Kunst und die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Symphonieorchester der Bayerischen Rundfunks sind mit dem Hauptwerk der CD bereits hinreichend und schlagend demonstriert.
Peter Heissler [30.05.2006]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Serenade Nr. 7 D-Dur KV 250 (Haffner) | |
2 | Bella mia fiamma - Resta, oh cara KV 528 (Szene für Sopran) |
Interpreten der Einspielung
- Edith Wiens (Sopran)
- Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Orchester)
- Günter Wand (Dirigent)