cpo 777 055-2
1 CD • 77min • 2004
21.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Liebste, glaub‘ an mich und der Titelschlager Schön ist die Welt – das sind die bekanntesten Nummern aus dieser Operette, die zwar nicht zu den erfolgreichsten, wohl aber zu den anspruchsvollsten, zugleich auch merkwürdigsten Schöpfungen Lehárs zählt. Struktur und Handlung des Stücks verbleiben zwar weitgehend in konventionellen Bahnen, es gibt nach bekanntem Schema das seriöse und das komische Paar – aber die große Abweichung bietet der zweite Akt, der aus allem herausfällt, was sich bis dahin in der Sphäre der „leichten Muse“ abgespielt hat: der Ausflug des Liebespaares ins Hochgebirge, ein ganzer langer dramatischer Operettenakt für bloß zwei Personen. Lehár hat damit seine „Alpensinfonie“ geschrieben, ein erstaunliches Werk, das zwar unbeabsichtigte komische Momente enthält, aber auch den Ernst und den Ehrgeiz des Musikers erkennen läßt, ebenso seine Intention, sich an den musikalischen Neuerungen der Epoche zu beteiligen. Heute erinnert die klangmalerische Schilderung der Alpenwelt (samt abgehender Lawine) freilich ein wenig an Tonfilmmusik. Wer sich ernstlich mit Lehàr befaßt, sollte diese Komposition kennen, die völlig isoliert im Schaffen des Komponisten dasteht.
Die neue cpo-Aufnahme bietet vor allem eine sehr saubere Orchesterleistung, die vor allem das impressionistische Tongemälde des zweiten Aktes mit guter Klangschattierung zur Geltung bringt. Der Dirigent Ulf Schirmer und das Münchner Rundfunkorchester sind hier mit Anerkennung zu nennen. Zufriedenstellend sind die Gesangsleistungen der beiden Hauptgestalten, Elena Mosuc und Zoran Todorovich, auch jene der übrigen Mitwirkenden. Man muß sich aber in Erinnerung rufen, daß bei der Berliner Premiere der hier verwendeten Zweitfassung aus dem Jahr 1930 Gitta Alpar und Richard Tauber die Hautrollen sangen. Eine gefährliche Konkurrenz für die Neuaufnahme bedeutet jene Einspielung, die Franz Lehár selbst geleitet hat, 1942 mit dem Großen Wiener Rundfunkorchester und Sängern wie Adele Kern und Anton Dermota. Vor einigen Jahren hat der Österreichische Rundfunk diese und noch einige andere von Lehár selbst dirigierten Aufnahmen als CD publiziert. Diese historische Wiedergabe von Schön ist die Welt hat auch den Vorteil einer Fassung mit Dialogen (allerdings auf 2 CDs), während bei cpo die musikalischen Nummern nebeneinander stehen und die Vorgänge nur aus dem Begleitbüchlein zu erklären sind. Eine wenig glückliche Idee war es auch, die Tracknummern nicht wie üblich auf einer eigenen Seite (und mit Angabe der Spieldauer) anzugeben sondern in die Inhaltsangabe einzuflechten.
Vergleichsaufnahme: Lehár dirigiert Lehár, Schön ist die Welt; ORF CD 20/21.
Clemens Höslinger [21.03.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Lehár | ||
1 | Schön ist die Welt (Operette in 3 Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Elena Moşuc (Elisabeth - Sopran, Mercedes - Sopran)
- Zoran Todorovich (Georg - Tenor, Sascha - Tenor)
- Roland Kandlbinder (Direktor - Tenor)
- Isabella Stettner (1. Dame - Sopran)
- Mosako Goda (2. Dame - Sopran)
- Andreas Hirtreiter (1. Herr - Tenor)
- Wolfgang Klose (2. Herr - Baß)
- Chor des Bayerischen Rundfunks (Chor)
- Münchner Rundfunkorchester (Orchester)
- Ulf Schirmer (Dirigent)