BIS 1370
1 CD • 60min • 2002
27.02.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Beim Anhören dieser Ersteinspielung mit Orchesterwerken des brasilianischen Komponisten Claudio Santoro (1919–1989) war ich hellauf begeistert: Das Idiom ist unverkennbar lateinamerikanisch, verwendet indianische Rhythmen (wie bei Revueltas und Chavez), knüpft (wie Villa Lobos) Bezüge zu europäischen Traditions-Komponisten, ist aber zugleich in weiten Teilen so unwiderstehlich wie Bernsteins America und mindestens so brilliant und opulent instrumentiert wie die Filmmusiken von John Williams. Erstaunlich, was Santoro in dem kurzen Ponteio (1953) allein aus dem Streichorchester an Vielfalt herausgeholt hat!
Eine Entdeckung ist auch das kompetent und engagiert musizierende Sinfonieorchester aus Sao Paulo unter seinem langjährigen Dirigenten John Neschling: Seine Interpretationen dieser Musik sind so lebendig und voller musikalischer Imagination, daß es erstaunlich ist, warum dieser Mann – immerhin ein Großneffe von Schönberg und Artur Bodanzky – in Europa als Dirigent kaum bekannt geworden ist. (Man mag allenfalls die von ihm komponierte Musik zum Film Der Kuß der Spinnenfrau in Erinnerung haben.) Das bedeutendste der hier eingespielten Werke ist wohl die 1982 beendete neunte Sinfonie, ein kühnes, doch hochkonzentriertes, nur 25 Minuten dauerndes Stück in vier Sätzen klassischen Zuschnitts. Ich kann es kaum erwarten, mehr von Santoro kennenzulernen – hoffentlich entsteht hier eine Gesamteinspielung der Sinfonien!
Dr. Benjamin G. Cohrs [27.02.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claudio Santoro | ||
1 | Sinfonie Nr. 4 (Sinfonia Da Paz) | |
2 | Ponteio für Streichorchester | |
3 | Sinfonie Nr. 9 (Homage to Maestro Francisco Mignone) | |
4 | Frevo (1953/1984) |
Interpreten der Einspielung
- Sao Paulo Symphony Orchestra (Orchester)
- John Neschling (Dirigent)