Hungaroton HDVD 32406
1 DVD-Video • 1h 46min • 2005
11.10.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Von den über vierzig Opern des Karl Ditters von Dittersdorf hat nur Doktor und Apotheker (1786), das bedeutendste deutschsprachige Singspiel nach Mozarts Entführung, einen bescheidenen Platz im Repertoire behaupten können. Seine auf einen italienischen Text geschriebene zweiaktige Buffa Il Barone di Rocca Azzurra war eine Auftragsarbeit für den Breslauer Hof, an dem er 1769-76 angestellt war. Das Libretto Giuseppe Petrosellinis, das zuvor schon von Antonio Salieri vertont worden war, verbindet Elemente der Gesellschaftskomödien Goldonis mit dem Mummenschanz der neapolitanischen Opera buffa. Die reiche Beatrice macht sich in diversen Verkleidungen an den geliebten und treulosen Baron Arsura heran, der ihr einst die Ehe versprochen hatte und mittlerweile völlig abgebrannt ist, und zieht ihn schließlich erfolgreich an Land. Nebenbei ordnet sie auch das Verhältnis von dessen Verwalter Giocondo mit dem in diesen verliebten Bauernmädchen Lenina. Das ist ein nettes Nichts von einem Stück, das Dittersdorfs musikalische Phantasie gleichwohl sehr beflügelt hat. Zwar hört man, was der Komponist sich von Pergolesi und Galuppi abgeguckt hat, doch seine Einfälle sind prägnant, ob in den Dacapo-Arien, den Couplets, den Duetten oder den breit angelegten Finali. Es gibt keine Durststrecken und so bereitet das Werkchen über fast zwei Spielstunden hinweg uneingeschränktes Plaisir.
Die Aufführung im Schlosstheater von Gödöllö rückt die Qualitäten der Oper ins rechte Licht. János Tóth, ein herausragender Sängerdarsteller der Budapester Staatsoper, zeichnet für die unambitionierte, gediegene Inszenierung verantwortlich, deren Aktionen ganz aus dem Geist der Musik entwickelt sind. Die sängerischen Leistungen sind durchweg erfreulich und vielversprechend. Tamás Kóbor zeigt als Baron einen klangschönen, kultiviert geführten Mozart-Tenor, Gábor Bretz läßt als Giocondo einen robusten und beweglichen Baß hören, der auch als Figaro oder Leporello Effekt machen würde und Beatrix Fodor als Beatrice empfiehlt sich nachhaltig als Donna Elvira. Eine Klasse für sich ist Edit Károly, die das Bauernmädchen mit unaufgesetztem Spielwitz darstellt und mit qualitätvoller Soubrettenstimme singt. Sie möchte man gerne als Despina erleben. Pál Németh leitet die Vorstellung vom Cembalo aus und schafft mit dem auf Originalinstrumenten spielenden Savaria Barock-Orchester einen drahtigen, pulsierenden Klang, der das Geschehen zugleich dramatisch akzentuiert.
Ekkehard Pluta [11.10.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Carl Ditters von Dittersdorf | ||
1 | Il Barone di Rocca Antica (Komische Oper in zwei Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Tamás Kóbor (Baron Arsura)
- Beatrix Fodor (Beatrice, Geliebte des Barons Arsura)
- Edit Károly (Lenina, Bauernmädchen)
- Gábor Bretz (Giocondo, Gutsverwalter des Barons Arsura)
- Savaria Baroque Orchestra (Orchester)
- Pál Németh (Dirigent)
- János Toth (Regie)