Sony Classical 82876747262
1 CD • 74min • 2005
04.01.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Inzwischen haben wir uns fast daran gewöhnt, dass es neben den herkömmlichen Interpretationen der Sinfonien Beethovens – mit groß besetztem Orchester – auch andere Wege des Zugangs gibt. Das Gespür für die (Original-)Tempi schärften vor Jahrzehnten bereits René Leibowitz und Michael Gielen. In den letzten Jahren haben Dirigenten verschiedenster Couleur ihren Beethoven-Weg gesucht und gefunden. Man versucht, Beethovens Sinfonien in der Besetzung ihrer Entstehungszeit aufzuführen, berücksichtigt neue Forschungserkenntnisse über Interpretation und hält sich an Jonathan del Mars neue, viele Fehler korrigierende Ausgabe der Sinfonien.
Bruno Weils Einspielung der wohl populärsten Beethoven-Sinfonien Nr. 5 und Nr. 6 mit dem kanadischen Orchester Tafelmusik hat zunächst nur Pluspunkte. Da spielt ein mit maximal 42 Musikern besetztes Ensemble immer in erstaunlicher Frische, mit großer Verve, sehr akzentuiert, außerordentlich differenziert, rhythmisch perfekt, ja vielfach aufregend. Bruno Weil hat größte Sorgfalt auf die thematisch-motivischen, dynamischen und klanglichen Details gelegt, er motiviert seine Musiker offenkundig zu Interpretationen voller Esprit und Leuchtkraft, auch die Klangbalance stimmt.
Der fünften Sinfonie bekommt ein Ansatz gut, der frei von Pathos oder Heroik ist, selbst wenn man sich die Akzente des pochenden Motivs zu Beginn der Sinfonie ein wenig stärker wünschte. Insgesamt wird zügig bis drängend musiziert, immer „con moto“, doch ohne Hektik. Hörüberraschungen gibt es vor allem gegen Ende, etwa wenn der dritte Satz mit einem raffinierten Crescendo direkt ins Finale mündet und wenn man dort Hornmotive hört, die man so noch nicht gehört hat.
In der sechsten Sinfonie geht der Ansatz eines (nur) flüssigen und leichten Musizierens nicht ganz auf. Sicher malen die Musiker die Klangfarben der Partitur sehr subtil und intensiv, finden sie sich besonders im zweiten Satz zu wunderbar kammermusikalischem Spiel, inszenieren das Gewitter kraftvoll und nehmen den Schluss nicht abgeklärt. Die Interpretation beeindruckt durch Direktheit und Frische. Doch gleichzeitig fehlt es doch immer wieder an letzter Spannung und an Tiefe. Der Klang ist direkt und voll, könnte aber differenzierter und durchsichtiger sein.
Dr. Helge Grünewald [04.01.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 für Orchester (Pastorale) | |
2 | Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 |
Interpreten der Einspielung
- Tafelmusik Baroque Orchestra (Orchester)
- Bruno Weil (Dirigent)