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Besprechung CD zum Thema
Komponistinnen

Naxos 8.559268

1 CD • 52min • 1998, 2004

23.11.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Daß die 1939 geborene Ellen Taaffe Zwilich als erste Komponistin den Pulitzer-Preis für Musik erhielt, sei ihr von Herzen gegönnt: Es gibt wahrlich schlechtere Produzenten moderner Tonkunst, die mit dieser begehrten Auszeichnung geschmückt wurden. Auch mögen wir ihr neidlos gönnen, daß sie in die Artists Hall of Fame von Florida aufgenommen und 1999 vom Musical America zur Komponistin des Jahres gekürt wurde. Doch müssen denn diese „blurbs“ – die auf der Inlaycard als Appetitanreger gedruckten Empfehlungen – und die Beihefttexte immer gleich so maßlos übertreiben, wenn sich mal jemand mit seinen musikalischen Schöpfungen aus dem modernistischen Einheitsbrei erhebt und einer ganz manierlichen Kommunikation fähig ist?

Gewiß haben die beiden hier veröffentlichten Werke einen „hohen Wiedererkennungswert“; ob sie sich aber „auch von allem anderen deutlich zu unterscheiden“ vermögen, wie uns eindringlich versichert wird, muß ebenso eindringlich in Frage gestellt werden wie die leicht euphemistische Behauptung, Frau Zwilich sei auf „besondere Weise amerikanisch“. Dem ist zu entgegnen, daß ihr über weite Strecken recht beeindruckendes Violinkonzert von 1998 nicht zuletzt deshalb so hörenswert ist, weil darin auf ganz unamerikanische Weise ein alter Kollege der Komponistin herumgeistert, den wir hier am wenigsten hätten erwarten dürfen: Aram Chatschaturjan – und zwar nicht der Poltergeist des Säbeltanzes, sondern der Verfasser der Konzerte und Sinfonien. Das ist zum erstenmal zu spüren, wenn die Solistin im Kopfsatz ihre hochhackigen Sprünge vollführt, und es ist völlig unüberhörbar, wenn sich der langsame Mittelsatz – nach meinem Dafürhalten der stärkste Teil des gesamten Werkes – allmählich zu einer monumentalen Steigerung aufrafft, die mit großem Gespür für organisches Wachstum konzipiert und ausgeführt ist. Erst im Finale wird es dann ein wenig heimatlicher: Da erinnert die Musik plötzlich an Aaron Coplands und Leonard Bernsteins asymmetrische Eskapaden, und prompt verliert sich der bis dahin erreichte Eindruck eines schön ausgeformten, im wahrsten Sinne des Wortes „ansprechenden“ Konzerts.

Das zweite Stück der CD bietet ein ähnlich widersprüchliches Bild, obwohl es in sich in einer ganz anderen Klangwelt abspielt. Das Werk, das unter anderem von dem beinahe schon legendären amerikanischen Schlagzeugensemble NEXUS in Auftrag gegeben und von diesem hier auch eingespielt wurde, ist – wie der Titel bereits verrät – eine Folge von vier rituell sich gebärdenden Sätzen, die zeitweilig mit beachtlicher Virtuosität ins Fernöstliche abdriften, dabei aber wie so viele Schlagzeugkonzerte kein wirkliches Zusammen- und Gegeneinanderwirken, sondern lediglich ein Entweder-Oder erreichen: Das ist besonders im Finale zwar ziemlich spannend, auf die Dauer aber doch eher redundant. Musiziert wird allerdings durchweg auf beachtlichem bis phänomenalem Niveau.

Rasmus van Rijn [23.11.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ellen Taaffe Zwilich
1Violinkonzert
2Rituals für 5 Schlagzeuger und Orchester

Interpreten der Einspielung

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