cpo 777 155-2
2 CD • 1h 36min • 2004
31.10.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Werke Hans Pfitzners zählen nicht zu den Highlights des Plattenkatalogs. Nicht einmal sein ohnehin schmales, nur fünf Titel umfassendes Opernœuvre liegt bis heute komplett auf CD vor. Im Gesamtschaffen des Komponisten nimmt die Spieloper Das Christelflein (Uraufführung der Erstfassung als Schauspiel mit Musik: München 1906; Uraufführung der Zweifassung als Spieloper: Dresden 1917) zwar keinen herausragenden, aber auch keinen unwichtigen Rang ein, da sie wie kein anderes seiner Werke die hellen, naiv-reinen Seiten seiner Künstlernatur offenbart. Auch wenn man das Sujet, vor allem das Libretto, als antiquiert und kitschnah auffassen mag, so hält sich doch die Wirkung einer mit Herzenswärme und Überzeugungskraft erfundenen Geschichte. Musikalisch enthält die Oper nicht wenige Momente, die zu Pfitzners inspiriertesten Eingebungen gehören.
Bisher existierte auf CD eine Einspielung aus dem Jahr 1979, ein Livemitschnitt des Bayerischen Rundfunks unter Kurt Eichhorn. Nun, 25 Jahre später, ist es erneut das Münchner Rundfunkorchester, welches das Stück in einem weiteren Livemitschnitt festgehalten hat, diesmal dirigiert von Claus Peter Flor. Der Interpretationsansatz der beiden Dirigenten ist durchaus eigenständig und individuell verschieden: Während Eichhorns Zugriff blut- und temperamentvoller, musikantischer, auch romantischer geprägt wirkt, sich durch starke dynamische Kontraste auszeichnet, setzt Flor auf die subtilere Feinzeichnung, auf Transparenz und schlanke Durchhörbarkeit, auf eine ausgeglichenere dynamische Palette, wobei er von der besseren Klangtechnik profitiert. Die ältere Aufnahme glänzte mit einer Starbesetzung zumal in den beiden Sopranpartien (Helen Donath und Janet Perry) und konnte mit Alexander Malta (Tannengreis), Nikolaus Hillebrand (Knecht Ruprecht) und Claes Hakan Ahnsjö (Frieder) weitere bekannte Münchner Sängergrößen aufbieten. Die Neuaufnahme vertraut durchgängig auf junge Namen, von denen vor allem Michael Volle durch seine Zürcher und Salzburger Auftritte ein Begriff ist. Marlis Petersen und Martina Rüping können zwar mit der Timbrequalität und -individualität ihrer Konkurrentinnen nicht ganz mithalten, überzeugen aber durch Natürlichkeit, Unverstelltheit und Spontaneität ihres Ausdrucks. Ein herber Wermutstropfen der Neueinspielung ist die Erzählerin Andrea Sokol, die einen betulichen Märchentantenton kultiviert und die ohnehin sentimentalen Zwischentexte vollends verkitscht.
Kurt Malisch † [31.10.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Hans Pfitzner | ||
1 | Das Christelflein op. 20 (Spieloper in zwei Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Marlis Petersen (Christelflein - Sopran)
- Martina Rüping (Christkindchen - Sopran)
- Kevin Connors (Frieder Gumpbach - Tenor)
- Christian Bauer (Jochen - Tenor)
- Michael Volle (Knecht Ruprecht - Baß)
- Andreas Hörl (Herr von Gumpbach - Bariton)
- Friedemann Röhling (Tannengreis - Baß)
- Richard Salter (Franz - Baß)
- Andrea Sokol (Erzählerin)
- Tölzer Knabenchor (Chor)
- Münchner Rundfunkorchester (Orchester)
- Claus Peter Flor (Dirigent)