harmonia mundi HMC 901876
1 CD • 64min • 2004
22.12.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Im Unterschied zu seinem geistlichen Schaffen, das größtenteils in Leipzig erhalten blieb, ist die weltliche Instrumentalmusik von Johann Sebastian Bach nur lückenhaft überliefert. Bach hat allerdings in Weimar und Köthen als Konzert- und Kapellmeister an der Spitze hervorragender Musiker gestanden. Für seine Ensembles hat er sicherlich ein Werkkorpus von beachtlichem Umfang geschrieben, zu Bachs Zeiten ist ja noch für jeden Anlass neue Musik entstanden. Die ebenfalls aus dieser Epoche datierenden Brandenburgischen Konzerte, deren Partitur in schönster Reinschrift von Bachs eigener Hand überliefert sind, dokumentieren Bachs Wunsch, sich als in allen Sätteln gerechter Komponist konzertanter Musik zu beweisen. Sie lassen gemeinsam mit den wenigen anderen Werke, die aus dieser Zeit erhaltenen geblieben sind, erahnen, mit welch hoher musikalischer Qualität die Hoheiten in Weimar und Köthen von ihrem Hofmusiker Johann Sebastian Bach bedacht worden sind.
In Leipzig fiel Bach neben dem Thomaskantorat auch noch die Leitung des von Georg Philipp Telemann in Leipziger Studententagen gegründeten Collegium Musicum zu, mit dem regelmäßig öffentliche Konzerte veranstaltet wurden. Für die Programme dieser Konzerte griff Bach gern auf Orchestermusik zurück, die er einst in Weimar und Köthen komponiert hatte und jetzt für sein Leipziger Ensemble arrangierte. Besonders hat ihm offensichtlich am Herzen gelegen, seine Söhne bei diesen Konzerten als begabte Cembalisten zu präsentieren, so sind alle Cembalokonzerte Übertragungen anderer Werke. Bachs eigene Transkriptionen des Konzerts für zwei Violinen BWV 1043 für zwei Cembali (als BWV 1062 im Werkverzeichnis), des 4. Brandenburgischen Konzerts mit Cembalo statt Violine im Concertino (neues BWV 1057) geben Einblicke in Bachs Leipziger Werkstatt für die Konzerte mit dem Collegium Musicum.
Gestützt auf die Bachsche Transposition von Violinpartien auf das Cembalo hat Midori Seiler es unternommen, das verloren gegangene Violinkonzert, das nach allgemeiner Überzeugung dem Cembalokonzert BWV 1052 zugrunde liegt, zu rekonstruieren. Sie hat das Ergebnis ihrer Arbeit hier mit der Akademie für Alte Musik Berlin selbst eingespielt und präsentiert ein ebenso erfreuliches wie überzeugendes Plädoyer für ihre Version. Im Beiheft äußert sie sich überdies noch selbst zu ihrer Arbeitsweise und vermittelt so einen erhellenden Einblick in die vielfältige Arbeitswelt moderner Interpreten für Alte Musik.
Mit dieser CD ist der Akademie für Alte Musik Berlin ein neuer Coup gelungen und das Ensemble konnte seiner beeindruckenden Bach-Diskographie eine Einspielung hinzufügen, die an Vitalität, Vielfalt und Finesse durchaus ihrer großartigen Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte gleichkommt.
Detmar Huchting [22.12.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Konzert d-Moll BWV 1052R für Violine, Streicher und basso continuo | |
2 | Konzert c-Moll BWV 1062 für 2 Cembali, Streicher und Generalbass (Concerto) | |
3 | Cembalokonzert Nr. 6 F-Dur BWV 1057 | |
4 | Konzert c-Moll (rekonstruiert nach BWV 1060) |
Interpreten der Einspielung
- Midori (Violine)
- Christoph Huntgeburth (Flöte)
- Xenia Löffler (Oboe)
- Raphael Alpermann (Cembalo)
- Jörg-Andreas Bötticher (Cembalo)
- Akademie für Alte Musik Berlin (Orchester)
- Stefan Mai (Violine, Leitung)