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1 CD • 64min • 2004
23.08.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Wenn ich Bach singe, fühle ich mich einfach sehr zu Hause, sängerisch und musikalisch. … Ich glaube, daß ich nicht Sänger geworden wäre, wenn ich nicht im Thomanerchor gewesen wäre. … Singen ist eine Berufung, ja, das kann ich so kurz beantworten…“
So schreibt Christoph Genz im Begleittext zu seiner CD mit Arien des Thomaskantors. Der Sänger kann seine Herkunft aus der deutschen Knabenchortradition ebenso wenig verleugnen wie es der junge Peter Schreier konnte, der vom Dresdner Kreuzchor kam. Falsche Scham ist hier auch keinesfalls am Platze, Genz bringt aus dieser Tradition Koloratursicherheit für die diesbezüglich oft besonderen Anforderungen bei Bach sowie eine vorzügliche Diktion mit. Seine Liebe zu Bach ist ein zusätzlicher positiver Faktor bei der Beurteilung dieser CD.
Doch bleibt ein Unbehagen: Es gibt an dieser Aufnahme nichts Mitreißendes zu konstatieren, bei aller Schönheit fehlt gestalterische Eigenart, und eine Atmosphäre der Naivität bestimmt die gleichsam kopflosen Interpretationen. Von seiner vielfältigen Zusammenarbeit mit Sigiswald Kuijken hat sich Genz nichts mitgenommen, was ihn zum Anführer des hiesigen Unternehmens machen könnte, Orchester und Solist schwelgen vielmehr in einer Rückbesinnung auf die musikalischen Darstellungsformen ihrer Jugendzeit. Angesichts eines sich stetig wandelnden und vervollkommnenden Kenntnisstandes und eines auch in seiner Gegensätzlichkeit hochinteressanten Diskurses über Bach-Interpretation ist diese Jugendzeit von Christoph Genz und von Albrecht Winter inzwischen ziemlich lang her, so daß beide Musiker, die in ihren Dreißigern sind, in ihrem stilistischen Bemühungen die Anzeichen eines vorzeitigen Alterns zeigen. Denen wäre mit etwas frischem Mut, innerhalb der Musikwelt deutlicher Stellung zu beziehen, leicht abzuhelfen.
Detmar Huchting [23.08.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Kann ich nur Jesum mir zum Freunde machen BWV 105 | |
2 | Ich will leiden, ich will schweigen BWV 87 | |
3 | Der Ewigkeit saphirnes Haus BWV 198 | |
4 | Sinfonia (aus: Oster-Oratorium BWV 249) | |
5 | Bleibt, ihr Engel (from: Es erhub sich ein Streit BWV 19) | |
6 | Ach, schlage doch bald, selge Stunde BWV 95 | |
7 | Sinfonia c minor | |
8 | Wie hast du dich, mein Gott, in meiner Not BWV 21 | |
9 | Bäche von gesalznen Zähren BWV 21 | |
10 | Mer hahn en neue Oberkeet BWV 212 (Bauernkantate) | |
11 | Die Liebe zieht mit sanften Schritten | |
12 | Seht, was die Liebe tut BWV 85 | |
13 | Sanfte soll mein Todeskummer BWV 249 | |
14 | Prelude D major BWV 1045 |
Interpreten der Einspielung
- Christoph Genz (Tenor)
- Neues Bachisches Collegium Musicum Leipzig (Orchester)
- Albrecht Winter (Dirigent)