Zig Zag Territoires ZZT 041102
1 CD • 79min • 2003
23.02.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Jos van Immerseel als Leiter des Ensembles Anima Eterna geht mit extremer musikologischer Umsicht an die Gestaltung Lisztscher (Klavier-)Orchesterwerke heran. Alles ist bedacht und auf Punkt und Komma hin untersucht. Im Beiheft finden sich reichhaltige Belege für diese vorbereitende Aktivität. Und doch bleibt – vor allem in den beiden in Orchesterfassungen gespielten Ungarischen Rhapsodien – ein Rest an Schwere, an Ängstlichkeit, sich auch mit einem an sich schwerfälligen Instrumentalensemble über die phraseologischen Einschnürungen hinaus zu bewegen und zu artikulieren. Iván Fischer mit dem Budapest Festival Orchestra (Philips 456 570-2) vermochte wohl zum ersten Mal überhaupt zu zeigen, wie man diese Stücke frei und schwingend, weinend und jubelnd – fast wie etwa Cziffra auf dem Klavier – zu inszenieren vermag. Dabei gelingen Immerseel durchaus respektable Darbietungen, wenn er etwa in der Rhapsodie Nr. 3 (der Nummer 6 nach der Klavierzählung) das Schwere vom Leichten, das Melancholische vom Sportlichen zu unterscheiden sucht.
Den Totentanz spielt der fähige, in den entscheidenden Momenten auch nach Kräften zulangende Rian de Waal auf einem Erard-Piano aus dem Jahr 1886. Aufführungshistorisch ist das eine interessante Entscheidung, aber die wirklichen, die ätzenden Totentanz-Erlebnisse bleiben – was den Liszt-Katalog anbelangt – jene mit György Cziffra (unter Vandernoot bzw. unter Cziffra jr./EMI) und mit Byron Janis (unter Reiner/RCA).
Dies soll jedoch den Gesamtwert dieser Edition mit packenden, im Detail ausgeformten Wiedergaben dreier sinfonischer Dichtungen nicht schmälern. Für jeden Liszt-Freund – und solchen, die es werden wollen – bieten Immerseel und seine Leute akustisch wie lexikalisch verantwortungsvolle Stütze.
Peter Cossé † [23.02.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Totentanz S 652 für 4 Klaviere | |
2 | Ungarische Rhapsodie Nr. 1 F-Dur | |
3 | Les Préludes S 97 (Sinfonische Dichtung Nr. 3) | |
4 | Ungarische Rhapsodie Nr. 3 D-Dur | |
5 | Von der Wiege bis zum Grabe (Symphonische Dichtung) | |
6 | Mazeppa S 100 (Symphonic Poem No. 6) |
Interpreten der Einspielung
- Rian de Waal (Klavier)
- Anima Eterna Symphony Orchestra (Orchester)
- Jos van Immerseel (Dirigent)