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Besprechung CD zum Thema
Russische Orchestermusik

BIS BIS-CD-1180

1 CD • 57min • 2001

28.01.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

„Nicht schon wieder!” Die Stacheln wollten sich mir schier aufstellen, als ich den weiß akzentuierten Doppelnamen „Shostakovich-Barshai“ auf dem Cover las: Nicht schon wieder dieses Opus 110a, dieses zum Salon-Proteststück arrangierte achte Streichquartett, mit dem heute jedes Kammerorchester, das auf sich hält, vom Unrecht dieser Welt kündet ...

Ein zweiter Blick belehrte mich dann darüber, daß wir es hier mit zwei weiteren Produkten des rührigen Bearbeiters Rudolf Barschai zu tun haben, der nach dem Motto „Der Appetit kommt beim Kochen“ anscheinend nicht müde wird, aus Dmitri Schostakowitschs Streichquartetten Kapital zu schlagen. Was er allerdings, der Fairness halber sei’s gesagt, nicht schlecht und – zumindest nach den hier vorliegenden Ergebnissen zu urteilen – mit viel Fingerspitzengefühl macht.

Für das dritte Quartett op. 73 von 1946 benutzte er neben dem Streichorchester nur die sparsamen Farben eines Soloquintetts aus Flöte, Oboe, Englischhorn, Klarinette und Fagott, mit denen er eine gewissermaßen ins Innere gewandte achte Sinfonie feinsinnig und geschmackvoll ausleuchtet – als projizierte jede der vier Originalstimmen ihre eigene Energie auf ein Firmament, an dem dann die Bläser just durch diese Energie wie dezent aufgetragene Valeurs zu leuchten beginnen.

Erstaunlicherweise läuft auch das vierte Quartett op. 83 (1949) nicht aus dem Ruder, obwohl Barschai bei dieser Einrichtung ein ganz erhebliches Arsenal auffährt. Einfach besetztes Holz, dazu zwei Hörner, Trompete und Celesta sowie etliches Schlagzeug rücken den ursprünglich filigran-verspielten Strukturen zwar beherzt auf den Leib, doch das Ergebnis kann sich hören lassen, zumal Jean-Jacques Kantorow und die Tapiola Sinfonietta trotz des bedeutenden Klang-Angebots kaum einmal sämtliche Muskeln spielen lassen: Selbst in Augenblicken saftiger Ausbrüche wird Schostakowitsch nicht übermalt und gefirnißt, so groß die Versuchung auch sein möchte.

Gewiß könnten wir fragen, warum denn diese Streichquartette nun auch noch unbedingt „ge-tuned” werden mußten und ob der Komponist derselben sein ausgedünntes Medium nicht vielleicht mit Bedacht gewählt habe. Doch ich gestehe, daß die Sache nicht ohne Reize ist. Zwar geht, wie könnte es anders sein, die intime Schärfe der Aussagen verloren; dafür aber befördern Barschais Arrangements die Musik in eine Region, wo die Konturen wie Reliefs im Zwielicht eines sonnigen Herbstabends hervortreten. Dem Textautor hätte man eine ähnliche Fantasie gewünscht wie dem Bearbeiter: Schostakowitschs musikalische Verdienste beschränkten sich nicht aufs Zitieren jüdischer Melodien ...

Rasmus van Rijn [28.01.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Dimitri Schostakowitsch
1Kammersinfonie op. 83a (Streichquartett Nr. 4)
2Sinfonie op. 73a für Streicher und Holzbläser (Streichquartett Nr. 3)

Interpreten der Einspielung

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28.01.2005
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