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Besprechung CD

OehmsClassics OC 359

1 CD • 65min • 2004

05.01.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 4
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Ob Benjamin Schmid selbst glücklich damit war, daß ein Wiener Kritiker ihn als „so genial wie einst Kreisler“ bezeichnete? Mit solch verflachenden Zuschreibungen wird man einer so eigenständigen und reifen Künstlerpersönlichkeit wie Schmid nicht gerecht, was auch diese Produktion wieder einmal auf das Schönste zeigt. Schmid, der sich ohnehin in vielseitigen Projekten jenseits ausgetretener Klassik-Pfade bis hin zum Jazz bewegt, bricht hier sehr erfolgreich eine Lanze für das zu Unrecht kaum bekannte Violinkonzert von Karl Goldmark. Gemeinsam mit Ramon Jaffé hält er diesem Werk Brahms’ Doppelkonzert op. 102 entgegen, dem gegenüber sich die Qualität des Goldmark-Stücks noch bestätigt. Eklatant ist allerdings das Mißverhältnis zwischen der hochvirtuosen, hinreißenden Leistung der Solisten und der Aufnahmetechnik: Der Klang ist sehr außenstimmenbetont, man hört kaum innere Differenzierungen, und im Violinkonzert klingt Schmid wie aus einem separaten Raum kommend. Man könnte fast meinen, er sei später dazu aufgenommen worden. Die Lutoslawski-Philharmoniker aus Breslau trumpfen überdies ungemein auf, sind in der Dynamik wenig flexibel, übertönen oft die Solisten, und der Versuch des Dirigenten Daniel Raiskin, derlei Schwächen durch dauerhaftes Sostenuto oder gar gewaltsames Nachdrücken zu überspielen, wirkt insbesondere in den lebhafteren Ecksätzen rasch ermüdend. Man hätte Schmid und Jaffé bessere Partner gewünscht als dieses Orchester und diese Tontechniker.

Ein Ärgernis ist schließlich das Beiheft-Layout: Auf CD-Aufdruck und Rückseiten-Inlay mutierte Brahms’ Spätwerk op. 102 zum Jugendwerk op. 2; die realen Zeiten der einzelnen Tracks stimmen in keinem Fall mit den Rückseiten-Angaben genau überein; außerdem muß sich der Leser des Beihefts abwechselnd durch deutsche und englische Texte hindurchblättern. Warum lassen sich nicht deutsche und englische Bereiche klar voneinander trennen? Insgesamt bringt mich die Produktion in große Verlegenheit bezüglich einer Wertung: Den Solisten möchte man ohne weiteres 90 oder 100 Prozent zubilligen, dem Orchester aber allenfalls die Hälfte. Die hier vergebene 7 versteht sich als Durchschnittswert. Zwar liegt das Werk von Goldmark in nur sehr wenigen Einspielungen vor, doch ungeachtet von Benjamin Schmids außergewöhnlicher Leistung sollte man vielleicht besser zu den älteren Einspielungen von Nathan Milstein (Note 1, Testament SBT 1047) oder der von Itzhak Perlman (EMI CD 567 747 846-2) greifen, um das Werk besser kennenzulernen.

Dr. Benjamin G. Cohrs [05.01.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Karl Goldmark
1Konzert a-Moll op. 28 für Violine und Orchester
Johannes Brahms
2Konzert a-Moll op. 102 für Violine, Violoncello und Orchester

Interpreten der Einspielung

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