Raritäten für Kontrabaß
Hungaroton HCD 32284
1 CD • 65min • 2004
18.01.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Unter den Solo-Instrumenten gilt der Kontrabaß noch immer als Exot, auch wenn das Repertoire für dieses Instrument weit umfangreicher ist, als gemeinhin angenommen wird. In erster Linie waren es die Kontrabass-Virtuosen und -Lehrer selbst, die zum Eigengebrauch oder in pädagogischer Absicht Beiträge hierzu lieferten. Die vorliegende Auswahl huldigt drei großen Kontrabassisten der postromantischen Ära, von denen Serge Koussevitzky zweifellos der bekannteste ist. Der nachmalige Bostoner Chefdirigent und große Förder der zeitgenössischen Musik ist hier mit vier zu Anfang des 20. Jahrhunderts komponierten Miniaturen vertreten, darunter dem anrührenden Chanson triste und der Humoresque, in der das oft als schwerfällig verschriene Instrument eine erstaunliche Beweglichkeit an den Tag legt.
Frantisek Cerny und Gustav Laska entstammten beide der berühmten Kontrabass-Schule von Josef Hrabe am Prager Konservatorium. Cernys Kompositionen Danse des Satyres und Valse fantastique geben sich von ihrem Umfang her anspruchsvoller, bleiben aber musikalisch in der Sphäre gehobener Salonmusik. Mehr eigenständiges Profil weisen die Stücke des auch als Opernkomponist hervorgetretenen Laska auf. Im Konzertstück op. 54 für Kontrabass allein kann der Solist alle Register seines Könnens ziehen, Schuberts Moment musical und Liszts Es muss ein Wunderbares sein erfahren gelungene Übertragungen. Eine rechte Kuriosität ist die Rhapsodie über das Fanfarenmotiv aus Beethovens Fidelio.
Der ungarische Kontrabassist Zsolt Tibay spielt intonationssicher und mit nobler Zurückhaltung, sorgsam bemüht, alles Reißerische und Sentimentale zu vermeiden. Leider ist er von der Aufnahmetechnik gegenüber dem Klavier etwas in den Hintergrund gerückt worden. Jedenfalls handelt es sich um eine allein schon aus Repertoire-Gründen unverzichtbare Veröffentlichung für Kontrabass-Fans. Für solche, die es erst werden wollen, eine gute Gelegenheit, Möglichkeiten und Grenzen des Instrumentes kennenzulernen.
Sixtus König † † [18.01.2005]
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