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Besprechung CD

Ondine ODE 1051-2

1 CD • 73min • 2004

06.12.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Ihren Wert bezieht diese Produktion insbesondere durch die Einspielung der 1990 entstandenen, kongenialen Instrumentierung des Gaspard de la nuit durch Marius Constant (1925–2004), einen Komponisten, der sich auch mit anderen Bearbeitungen impressionistischer Hauptwerke einen Namen gemacht hat (beispielsweise der unter Claudio Abbado bekannt gewordenen sinfonischen Synthese von Debussy’s Oper Pelleas et Melisande). Für das Label Ondine ist dies offenbar ein Herzensanliegen, da sich sein Name von dem ersten Satz dieses Werkes herleitet – weshalb am Ende in einem „Bonus-Track“ Tzimon Barto zum Vergleich auch die Klavier-Fassung von Ondine einspielen darf...

Das Orchestre de Paris unter Christoph Eschenbach bietet vier der bekannteren Klavierwerke Ravels, die der Meister selbst im Nachhinein für Orchester eingerichtet hat, in einer konventionell schöngefärbten, aber nie wirklich packenden Darbietung, , bietet. Denn obwohl Eschenbach von Haus aus Pianist ist, gelingt es ihm nicht überzeugend, die sich manchmal mehrfach überlagernden klanglichen Ebenen der komplexen Partituren (insbesondere Gaspard und Alborada) adäquat aufzulösen, wie dies in ihren Ravel-Interpretationen Monteux, Munch, Cluytens, Ansermet und insbesondere Celibidache vermochten. Dabei hätte man durchaus die Chance gehabt, durch die Einspielung weiterer selten zu hörender Instrumentierungen Ravel’scher Werke aus zweiter Hand den Reiz der Produktion zu erhöhen – beispielsweise Jeux d’eau (Molinari) – oder neue Instrumentierungen auszugraben, z.B. eine von der Instrumentation her angemessene Ergänzung der fehlenden Sätze der Miroirs – was mich zu dem fachlich fragwürdigen Booklet-Text bringt: Autor André Thomas behauptet, Ravel habe die Miroirs nicht für eine Orchestrierung herangezogen, obwohl die hier eingespielte Alborada (Nr. 4) wie auch Une barque sur l’ocean (Nr. 3; nicht eingespielt) doch beide vom Komponisten instrumentiert wurden (Nr. 5, La Vallée des cloches, wurde übrigens kongenial von Percy Grainger bearbeitet; Orchestrierungen der fehlenden Nummern 1 und 2 sind mir nicht bekannt, wären eine lohnende Aufgabe). Darüber hinaus behauptet Thomas, Ravel habe nur Daphnis et Chloë, La Valse, Rhapsodie espagnole und die beiden Klavierkonzerte „von vornherein für Orchester komponiert“, während alle anderen Orchesterwerke Bearbeitungen früherer Klavierwerke seien. Zumindest die Habanera aus der Rhapsodie Espagnole war in der Tat ebenfalls zuerst für zwei Klaviere komponiert worden; Introduction et Allegro, der Bolero und die Ouvertüre Sheherazade andererseits sind nicht als Klavierstücke, sondern für Orchester erst-komponiert worden (wenn auch Ravel vieles vom Klavier her entwarf). Es ist unerfindlich, wie Thomas zu solchen Aussagen kommt.

Warum ist man eigentlich auf die Idee gekommen, für diese Produktion vor jedem Satz des Gaspard de la nuit die Textvorlage auf Französisch rezitieren zu lassen? Das paßt vielleicht in ein Konzert unter dem Motto „Musik und Wort“ oder auf eine CD mit entsprechender Dramaturgie, stört hier aber den Fluß der Musik, die des Textes ohnehin nicht bedarf. Auch fehlt eine deutsche Übersetzung des Textes im Beiheft. So ist diese CD nur zum Kennenlernen der Orchesterfassung des Gaspard ein Muß.

Dr. Benjamin G. Cohrs [06.12.2004]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Maurice Ravel
1Gaspard de la nuit
2Le Tombeau de Couperin für Orchester (Suite)
3Menuet antique für Orchester (nach dem Klavierstück, 1929)
4Pavane pour une infante défunte
5Alborada del gracioso (aus: Miroirs)

Interpreten der Einspielung

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