Genuin GEN 04044
1 CD • 57min • 2003
08.10.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Kein Zweifel, hier mit seiner zweiten Genuin-Veröffentlichung beweist der 30jährige, aus Böblingen stammende Pianist Daniel Röhm, daß er neben Martin Stadtfeld – um nur einen zu nennen – zu den führenden, vielversprechendsten deutschen, ja internationalen Klavierhoffnungen zählt. Nach einem reinen Schubert-Programm (Genuin 03015) wagt er nun eine musikalisch wie technisch äußerst anspruchsvolle Kombination mit den klaviergeschichtlich – grob gesprochen – verwandten Fantasie-Sonaten von Schubert und Liszt. Ich weiß nicht, ob es einem noch immer jungen Pianisten bewußt ist, daß die Liszt-Sonate mit weit, sehr weit über 200 (!) Platteneinspielungen das meistdokumentierte Klavierwerk, ja wahrscheinlich sogar das meist aufgenommene E-Musikstück überhaupt ist. Aber kein engagierter Pianist kommt um dieses Werk herum – und Röhm geht es zunächst mit Umsicht, genauer Befolgung des Textes an (was im Dynamischen und im Bereich der Notenwerte keine Selbstverständlichkeit auch bei den Allergrößten seines Faches ist!). Etwas irritierend nach den ersten Themenexpositionen dann das horrende Tempo, mit dem Röhm Initiative erkennen läßt, sich aber auch gefährlich im Bereich einer Nervosität bewegt, die der strukturellen Übersichtlichkeit nicht unbedingt dienlich ist. Zum Glück gelingt es ihm, wieder zur Ruhe zu kommen, um die Rezitative mit Liebe und Passion zu erfüllen, das Fugato fast so elastisch und konsequent wie Zimerman (DG) und die Stretta mit enormer Sportlichkeit zu bewältigen.
Die Wanderer-Fantasie scheint mir diesem Pianisten insgesamt selbstverständlicher zu „gehören“. Im Rhythmischen - und dies im Verein mit Zielstrebigkeit – nimmt diese Geschichte ihren unumkehrbaren Lauf, um im Finale ein hohes, ja höchstes Maß an Brillanz und Durchstehkraft zu bezeugen. Leise Enttäuschung zwischen den beiden Großwerken: Schuberts Der Müller und der Bach in der wunderbar zarten, glühenden Liszt-Übertragung mangelt es – für mein Empfinden – etwas an Zögerlichkeit, an Ruhe, Verletzlichkeit, Sehnsucht und Innigkeit. Die Einspielungen von Jorge Bolet und Sofronitzki mögen hier als Wegweiser dienen.
Vergleichsaufnahme(n):
Liszt: Sonate - Afanassiev (EMI 2 C 069-14006), Weissenberg (EMI 2 C 065-10090), Schubert/Liszt: Der Müller und der Bach - Bolet (Decca 6.42758 AZ), Sofronitzki (Melodya 010315/16);
Peter Cossé † [08.10.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Fantasie C-Dur op. 15 D 760 (Wandererfantasie) | |
2 | Der Müller und der Bach S 565 (Bearb. für Klavier) | |
Franz Liszt | ||
3 | Klaviersonate h-Moll S 178 |
Interpreten der Einspielung
- Daniel Röhm (Klavier)