cpo 999 959-2
2 CD • 1h 41min • 2003
09.09.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seit 1616 übte Johann Hermann Schein (1586-1630) in Leipzig das Amt des Thomaskantors aus, seine 1623 erschienene Motettensammlung Israels Brünnlein widmete er den Bürgermeistern und dem Rat der Stadt Leipzig. Im Unterschied zu seinem Kollegen und Freund Heinrich Schütz war Schein selbst nie in Italien, doch zeigte er sich von den neuen Errungenschaften der italienischen Musik ebenso beeindruckt wie jeder auch nur einigermaßen ambitionierte und begabte Komponist unter seinen Zeitgenossen.
Die Stücke von Israels Brünnlein richten sich eher am Madrigal aus als das modernere geistliche Konzert zum Vorbild zu nehmen, und Schein läßt keine expressive Möglichkeit ungenutzt, um seine Stücke mit reicher Dramatik auszustatten. So entsteht eine hochemotionale Musik, die in engem Wort-Ton-Verhältnis die Inhalte ihrer Texte zum Ausdruck bringt. Das ergibt eine Art musikalischer Predigt, in der Schein, ebenso wie Schütz, die Errungenschaften der italienischen Avantgarde in den Dienst der Verkündigung stellt, eines zentralen Anliegens der evangelischen Konfession. Den Beschluß dieser Doppel-CD macht eine Vertonung des 19. Psalms aus dem Jahr 1615: Der Vergleich dieses repräsentativen Stückes mit dem acht Jahre später entstandenen Israels Brünnlein zeigt deutlich die bemerkenswerte Entwicklung, die Schein in diesen ersten Leipziger Jahren genommen hat.
Manfred Cordes realisiert mit seinem Ensemble Weser Renaissance eine außerordentliche Interpretation von Scheins Motettensammlung. Mit bestechender Sicherheit und Klangschönheit gestalten die Musiker die emotionalen und gestischen Effekte dieser Musik ebenso feinfühlig wie souverän. So wird diese Doppel-CD zum anziehenden Porträt eines Komponisten, der im Gedächtnis der Nachwelt vielleicht nicht ganz zu Recht immer im Schatten seines berühmten Kollegen Heinrich Schütz stand.
Detmar Huchting [09.09.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Hermann Schein | ||
1 | Israelis Brünnlein |
Interpreten der Einspielung
- Weser-Renaissance (Orchester)
- Manfred Cordes (Dirigent)