Capriccio 67068
1 CD • 63min • 2002
18.08.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Schauspielmusiken der Welt“ nennt sich der vorliegende Mendelssohn-Beitrag aus einer CD-Produktionsserie, die von der Fa. Capriccio in Kooperation mit DeutschlandRadio im Entstehen begriffen ist. Bereits erschienen sind Mendelssohn Bartholdys Antigone und Ödipus, Schuberts Rosamunde und Bizets L’Arlésienne. Zweifellos stellt Mendelssohns Athalia als posthumes Konglomerat ein kulturhistorisches Zeugnis erster Klasse und zugleich eine musikhistorische Besonderheit dar. Vier kompositorische Entwicklungsschritte hatte die Musik durchzustehen, bevor der ursprüngliche Auftrag des romantischen Preußenkönigs Wilhelm IV. aus dem Jahre 1841 zu der vorliegenden Endgestalt gefunden hatte. Inhaltlich geht es um die alttestamentarische, blutrünstige Atalja-Tragödie aus dem 11. Kapitel im 2. Buch der Könige. Eine sorgfältig ausgearbeitete Werkgeschichte von Norbert Bolin (komplettiert durch ein vollständiges, mehrsprachiges Textbuch) rundet die vorbildliche Edition ab.
Künstlerisch wird die Werkwiedergabe allen Anforderungen gerecht, soweit der Komponist mit seiner großsinfonischen Besetzung sowohl die erforderliche Transparenz der Einzelstimmen als auch die Ausgewogenheit von Instrumental- und Vokalpartien nicht außerordentlich erschwert hat. Schon der Grundgedanke einer „Schauspielmusik“ scheitert an dem räumlichen und akustischen Fassungsvermögen eines normalen Theaters. So erklärt sich auch seit den Zeiten der Uraufführung von Mendelssohns Musik der Verzicht auf Racines Originaltext und Rollenvielfalt zugunsten einer inhaltlich gerafften Erzählerfunktion mit kommentierenden und dramatisch agierenden Choreinlagen und Soliloquenten. Entstanden ist letztendlich ein Werk von nahezu oratorischer Meisterschaft in der deutschen Übersetzung des Theaterdichters und Mendelssohn-Freundes Ernst Raupach (1784-1852).
Stilistisch ist das gleichzeitig mit der Sommernachtstraum-Musik entstandene Opus angesiedelt zwischen dem Paulus-Oratorium und Elias. Dieser interpretatorischen Herausforderung haben sich alle Beteiligten mit einem respektablen Ergebnis gestellt und damit der Mendelssohn-Pflege einen hoch einzuschätzenden Dienst erwiesen.
Dr. Gerhard Pätzig [18.08.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
1 | Athalia op. 74 für Soli, Chor und Orchester (Schauspielmusik zu Jean Racines "Athalia"; deutsche Übersetzung: Ernst Raupach, 1845) |
Interpreten der Einspielung
- Anna Korondi (Sopran)
- Sabina Martin (Sopran)
- Ann Hallenberg (Alt)
- Barbara Ochs (Alt)
- Dirk Schortemeier (Sprecher)
- Chorus Musicus Köln (Chor)
- Das Neue Orchester (Orchester)
- Christoph Spering (Dirigent)