The Ligeti Project III
Teldec 8573-87631-2
1 CD • 67min • 2001
15.11.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Allmählich scheint das „Ligeti-Projekt“ ja doch noch rechtzeitig ans Ziel zu kommen, das heißt pünktlich zum 80. Geburtstag György Ligetis im Mai 2003 komplett zu sein. Von mehreren Schallplattenfirmen erst großspurig angekündigt, dann kleinlaut (aber umso unverfrorener) abgebrochen, hechelt diese Edition nun also doch noch dem Jubiläum entgegen, und einer der bedeutendsten Komponisten unserer Zeit erlebt tatsächlich so etwas wie eine „Gesamteinspielung“ seiner Werke, jedenfalls derjenigen, die er selbst für wert erachtet. Dabei hat es Ligeti mit seinem Publikum keineswegs so schwer gehabt wie manche Kollegen aus der Avantgarde-Szene: seine Stücke sind kurz, überschaubar, klanglich reizvoll, oft humoristisch, frei von magenschwerer Weltanschauung – was will man mehr?
Die vier Werke dieser neuen Folge stehen für zwei wichtige Phasen im Schaffen Ligetis: Das Cellokonzert wie auch Clocks and Clouds (worin der Frauenchor nur phonetische Silben ohne semantischen Sinn singt) zeigen die Gegenüberstellung und auch die Verschränkung einmal des statischen Klangflächenstils, zum anderen heftiger, rhythmisch akzentuierter Bewegungen, woraus sich eine höchst eigenwillige und individuelle „durchbrochene“ Textur der Musik ergibt; das Violinkonzert und der Liederzyklus stehen für Ligetis jüngste Suche nach einer „neuen Diatonik“, die gleichwohl durch Naturtonreihen oder Vierteltöne „eingetrübt“ wird, so daß sich jeder mögliche Anklang an Formen der Neotonalität gleich wieder verflüchtigt.
Im Rahmen eines solchen Ansatzes entsteht dann im ersten Fall ein „richtiges“ Violinkonzert, dessen „Aria“ betitelter 2. Satz so merkwürdig nach Mendelssohn und Brahms und dann doch ganz anders klingt, im zweiten Fall entsteht ein bezaubernder Liederzyklus nach teils humorvollen, teils tragischen Versen des ungarischen Sprachvirtuosen Sándor Weöres, bei denen Ligeti mit Versatzstücken des Sprechgesanges, der Folklore und sogar der Popmusik jongliert – und doch immer er selbst bleibt.
Die Wiedergaben, unter Aufsicht Ligetis entstanden, können höchste Authentizität beanspruchen; sie wirken konzentriert, blendend ausbalanciert, wo nötig in sich versunken oder auch temperamentvoll und theatralisch. Besonders die Weöres-Lieder können als vokales Kabinettstückchen gelten, eine Musik mit kindlich großen Augen und dann wieder tiefstem Schmerz. Sehr empfehlenswert
Dr. Hartmut Lück † [15.11.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
György Ligeti | ||
1 | Violoncellokonzert (1966) | |
2 | Clocks and Clouds für 12 Frauenstimmen (1973) | |
3 | Konzert für Violine und Orchester | |
4 | Síppal, dobbal, nádihegedüvel (2000) |
Interpreten der Einspielung
- Siegfried Palm (Violoncello)
- Katalin Károlyi (Mezzosopran)
- Frank Peter Zimmermann (Violine)
- Cappella Amsterdam (Ensemble)
- Asko Ensemble (Ensemble)
- Schönberg Ensemble (Ensemble)
- Reinbert de Leeuw (Dirigent)
- Amadinda Percussion Group (Ensemble)