Capriccio 49 295
2 CD • 1h 38min • 2000
01.05.2001
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die hier vorliegenden Rachmaninoff-Aufnahmen erheben im altmodischen Rezensentensinn den Anspruch, eine schöne, überzeugende Talentprobe zu sein. Sie sind es tatsächlich - eingedenk der mannigfaltigen technischen und auffassungsmäßigen Schwierigkeiten, die sich einem Gestalter etwa des rhythmisch und melodisch agilen g-Moll-Préludes op. 23,5 stellen. Gar nicht groß zu reden von den atmosphärischen und organisatorischen Problemen für ein Klavierduo, das sich auf die Akkordserien und im folgenden auf die flinken Walzer-Sentimentalismen der Suite op. 17 einzustellen hat. Die junge Margarete Babinsky aus Wien zeigt im Alleingang auf CD 1 ein gerütteltes Maß an Sinn und Übersinn für ein typisches, erwärmendes Rachmaninoff-Timbre, wenngleich mir der Bösendorfer-Klang für diese Musik im Diskant etwas zu spitz und gläsern "schmeckt" (vergl. Tr. 28 Corelli-Variationen!). In den Polichinelle-Turbulenzen (auf der Trackliste an falscher Stelle gereiht!) könnte es etwas spritziger zugehen, aber überzeugend gelingt der Gewinnerin der "Wiener Flötenuhr 1999" der sukzessive Spannungsaufbau zwischen Mittelteil und Reprise des g-Moll-Préludes aus op. 23 (sicher kennt sie die berühmte Richter-Aufnahme aus Warschau).
Im Zusammenspiel mit dem 1967 in Mahrl geborenen, klavieristisch zuletzt am Salzburger Mozarteum ausgebildeten Holger Busch teilt sich nicht immer jene Duo-Selbstverständlichkeit mit, wie sie etwa im Rachmaninoff-Spiel der Mrongovius-Formation zur völligen Kongruenz herangereift ist. Aber die Beiden gehen doch im Forschen wie im Lyrischen behutsamer mit den Texten um als noch zu LP-Zeiten, als Martha Argerich mit Nelson Freire frenetisch in die Tasten tigerte (einige Jahre später mit Alexandre Rabinowitsch auf einer Teldec-CD stand freilich auch noch der konzertant-unfrisierte Zugriff im Vordergrund).
Was möchte man Margarete Babinsky noch wünschen bei all ihrer klugen, gewinnenden Vitalität? Vielleicht in den Passagen melodischer Versonnenheit ein wenig stärker zu verschmelzen, auf Bögen, auf mitteilsame Sanglichkeit im Verbinden von Einzeltönen zu achten, wie beispielsweise in der 9. Variation (Tr. 15) der Corelli-Variationen.
Peter Cossé † [01.05.2001]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sergej Rachmaninow | ||
1 | Prélude cis-Moll op. 3 Nr. 2 für Klavier zu vier Händen (5 Morceaux de Fantaisie) | |
2 | Mélodie E-Dur op. 3 Nr. 3 | |
3 | Polichinelle op. 3 Nr. 4 | |
4 | Moments musicaux Nr. 3 h-Moll | |
5 | Moments musicaux Nr. 5 Des-Dur | |
6 | Variationen über ein Thema von Arcangelo Corelli op. 42 | |
7 | Prelude g-Moll op. 23 Nr. 5 – Alla marcia | |
8 | Suite Nr. 2 C-Dur op. 17 für zwei Klaviere |
Interpreten der Einspielung
- Margarete Babinsky (Klavier)
- Holger Busch (Klavier)